Nicht nur Beispiele der keltischen Töpferkunst wurden bei den Ausgrabungen entdeckt, sondern auch die zu deren Herstellung nötige Infrastruktur.
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Graz/Deutschlandsberg/Wien – Das aktuell größte Bahnbauprojekt Österreichs, der Bau der Koralmbahn, wird von archäologischen Grabungen begleitet, mit denen sichergestellt werden soll, dass die neue Infrastruktur nicht das Erbe der Vergangenheit verschwinden lässt. Die ÖBB, das Bundesdenkmalamt und die archäologischen Landesstellen haben bereits etliche Ausgrabungen durchgeführt, die Fundstücke wurden regelmäßig an die jeweiligen Landesmuseen übergeben.

Das Prunkstück der jüngsten Grabungskampagne ist ein Töpferofen aus der La-Tène-Zeit, die in etwa die letzten viereinhalb Jahrhunderte vor Beginn unserer Zeitrechnung umfasst. Träger der gleichnamigen Kultur, die sich über weite Teile Mitteleuropas erstreckte, waren die Kelten. Eine Replik des Ofens soll am neuen Bahnhof Weststeiermark (Wettmannstätten) ausgestellt werden.

Frühere Funde

Es war dies aber bei weitem nicht der erste spektakuläre Fund beim Bau der Koralmbahn, der die Herzen der Archäologen höherschlagen ließ: So entdeckten sie beispielsweise eine zuvor unbekannte Siedlungslandschaft aus der Römerzeit im weststeirischen Laßnitztal – inklusive Plätzen, Gräbern und einer 26 Kilometer langen Römerstraße.

In Leibenfeld bei Deutschlandsberg – wo sich das "Basislager" der ÖBB auf steirischer Seite der Koralm befindet – fanden Archäologen einen Grabhügel mit 23 Metern Durchmesser aus dem 15./14. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung samt Grabbeigaben. Ebenfalls entdeckt wurde ein dichtes Netz aus Wegen und Fahrspuren, die den Kreswald vom Leibenbach in Richtung Leibenfeld querten. Diese Wege wurden offenbar von der Bronzezeit bis in die frühe Neuzeit benützt. Auch die Koralpe wurde damals über solche Wege überquert.

Insgesamt wurden im Zuge der Arbeiten an der Koralmbahn schon über 4.000 Funde registriert – Bauernhöfe, Grabbauten, komplette Siedlungen, Schmuck, Haushaltsobjekte, Waffen und Werkzeuge von der Jungsteinzeit bis zum frühen Mittelalter. Mit der dieser Tage erfolgenden Übergabe von 750 Kisten (insgesamt rund 60 Kubikmeter) aus dem Bereich zwischen Wettmannstätten und Deutschlandsberg an das dortige Burgmuseum wird die Abgabe auf steirischer Seite abgeschlossen. Auf Kärntner Seite sind noch Ausgrabungen in Gang. (red, APA, 13. 12. 2019)