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An Darlehen kommt nur heran, wer entsprechende Sicherheiten bereitstellen kann.

Foto: Reuters/LEONHARD FOEGER

Die Zeiten für Schuldner sind fast schon paradiesisch. Negativzinsen sorgen dafür, dass Kreditnehmer mancherorts schon Zinsen bekommen, wenn sie sich Geld ausborgen. Das mögen Extremfälle sein, doch dass der Schuldendienst für Unternehmen immer geringer wird, lässt sich auch statistisch belegen. Nur noch 1,39 Prozent zahlten Betriebe laut Nationalbank im Oktober auf neue Kredite.

Das Paradies auf Erden wird allerdings getrübt. Denn an Darlehen kommt nur heran, wer entsprechende Sicherheiten bereitstellen kann. Das ist gerade für kleinere Betriebe oft ein Problem, wie Untersuchungen zeigen. Die Wirtschaftskammer hat erhoben, dass mehr als jeder dritte Kreditantrag abgelehnt oder nicht in entsprechender Höhe genehmigt wurde. Das lag zu 83,4 Prozent an mangelnden Sicherheiten. Die schlechte Beurteilung der Bonität durch die Bank war mit 38 Prozent deutlich abgeschlagen der zweitwichtigste Grund für Ablehnung oder Kürzung des Darlehens. In nur neun Prozent der Fälle war das zu hohe Risiko der Investition der Grund für die Abfuhr, gaben die befragten Unternehmen an. "Mangelnde Sicherheiten sind das Haupthemmnis bei der Finanzierung durch Banken", kommentiert Wirtschaftskammerexperte Erich Kühnelt die Entwicklung.

Verschärfte Bedingungen

Ein ähnliches Bild zeichnet der Gläubigerschutzverband Creditreform, der diese Woche ebenfalls mit einer neuen Umfrage aufwartete. Demnach geben 36,8 Prozent der 1500 befragten mittelständischen Betriebe an, dass sich die Finanzierungsbedingungen verschärft haben. Nur 4,6 Prozent sehen eine Lockerung. Laut dieser Untersuchung sind sogar mehr als 95 Prozent der Klein- und Mittelunternehmen (KMU) der Ansicht, dass sie mehr Sicherheiten für die Kreditgewährung bieten müssen. Allerdings scheinen die höheren Anforderungen erfüllbar, denn nur ein Viertel der Betriebe gibt an, keinen Kredit oder nicht das gewünschte Ausmaß der Ausleihung erhalten zu haben.

Der Optimismus auf bessere Finanzierungsbedingungen hält sich in Grenzen. Die mittelständischen Unternehmer in Österreich rechnen in der nächsten Zeit nicht mit einer großzügigeren Vergabepraxis der Geldinstitute, geht aus der Creditreform-Untersuchung hervor. So gehen 67,6 Prozent der Befragten davon aus, dass sie künftig noch mehr Sicherheiten aufbieten müssen und 56,5 Prozent, dass ihr Kreditantrag intensiver geprüft werden wird.

Keine Klemme

Trotz der großen Herausforderung bei den Sicherheiten könne von einer Kreditklemme keine Rede sein, meint Gerhard Weinhofer von Creditreform. Dass die Lage nicht dramatisch ist, dafür sorgt auch die gute Gewinnsituation der heimischen Betriebe. Sie erlaubt es, dass 60 Prozent der Betriebe angeben, Investitionen aus dem Cashflow oder das eingebrachte Eigenkapital zu finanzieren. Kredite sind dennoch nicht zu vernachlässigen, wie die Statistik der Nationalbank zeigt. Unternehmen steigerten ihre Ausleihungen im Oktober gegenüber dem Vergleichsmonate des Vorjahrs um sieben Prozent. Das Wachstum bleibt damit auf gleichem Niveau wie schon 2018. (Andreas Schnauder, 14.12.2019)