Im Mai bekam die Casinos Austria einen neuen Vorstand, Finanzchef Peter Sidlo ist seit kurzem wieder weg.

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Wien – Viel kann man sagen über Peter Sidlo, aber eines sicher nicht: dass er seinen Einzug in den Vorstand der Casinos Austria AG (Casag) dem Zufall überlassen hätte. Die Chats des früheren blauen Bezirksrats mit seinem langjährigen persönlichen Freund, dem damaligen Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ), sind bekannt. Weniger bekannt ist, dass Sidlo auch seinen Posten im Generalrat der Nationalbank (OeNB) zum Aufstieg genutzt hat.

Im März 2018 war der Jurist per FPÖ-Ticket ins OeNB-Kontrollgremium eingezogen, ebenso die damalige ÖVP-Vizeobfrau und Casag-Finanzchefin, Bettina Glatz-Kremsner. Auch Walter Rothensteiner (ÖVP; Casag-Aufsichtsratschef) lernte Sidlo dort kennen, man sitzt (nach Alphabet geordnet) nebeneinander. Gelegentlich plauderten Sidlo und die Casag-Managerin über die Casinos und deren Schwierigkeiten; Sidlo bekam Lust, sich als Finanzvorstand zu bewerben. Vor einer Generalratsitzung am 4. September 2018 sprach er Glatz-Kremsner darauf an, sie verwies ihn an Rothensteiner.

Ein Blauer auch für die Casag?

Also wendete sich Sidlo an ihn. Mit der sinngemäßen Frage, "ob es für die FPÖ eigentlich auch einen Job in der Casag" gebe, informierte er den Casag-Präsidenten von seinem Interesse an einem Vorstandsjob. Der Aufsichtsratspräsident habe ungehalten reagiert und zu verstehen gegeben, dass er keine politische Besetzung wolle und es ein Auswahlverfahren gebe. So sollen das die Beteiligten in der Casag-internen Prüfung ausgesagt haben, die die Anwaltskanzlei Schima Mayer Starlinger und die Forensiker der KPMG durchgeführt haben.

Bei Strache hatte sich Sidlo für sein Karrierevorhaben schon Ende August 2018 Unterstützung geholt, er habe keinen anderen Kandidaten, versicherte der seinem Freund. Und er habe sich sehr erfreut gezeigt, dass sich einer, dem er persönlich vertraue, um einen Posten bei der Casag bewerben wolle.

Sazka stellte Bedingungen

Etwas mehr als ein halbes Jahr später war die Bestellung durch, per 1. Mai war Sidlo Finanzvorstand des teilstaatlichen Glücksspielkonzerns. Die tschechische Sazka-Gruppe war gegen den von Novomatic unterstützten Kandidaten, sie enthielt sich in der entscheidenden Aufsichtsratssitzung der Stimme. Das Gleiche tat Novomatic dafür beim Kandidaten der Tschechen, Martin Skopec. Zuvor sollen die Tschechen Bedingungen gestellt haben, unter denen sie Sidlo zugestimmt hätten, erfüllt wurden die aber nicht.

Die internen Prüfer haben dem Aufsichtsrat zwar einen Persilschein ausgestellt, was die Sidlo-Bestellung betrifft – allerdings stellen sie dem Vernehmen nach fest, dass die FPÖ ihm "massive Rückendeckung" gegeben habe, er von seinen Parteifreunden gepusht worden sei. Aufsichtsräte, die einen Kandidaten mit politischer Nähe zum Eigentümervertreter (damals war Türkis-Blau am Ruder) wählen, handelten aber nicht sorgfaltswidrig, sondern in der Regel sogar klug, argumentieren die Prüfer angeblich. Sidlo habe ja auch den Bewerbungsprozess bestanden.

Bekannt ist, dass Sidlo in ihren Augen für den Job qualifiziert war, auch wenn er noch nie im Glücksspielbereich tätig gewesen war. Das war auch Ex-Casag-Chef Alexander Labak nicht – und der hatte im Mai 2017, vor seiner Bestellung, selbst ein Gutachten vorgelegt. Darin war Uni-Lektor und Anwalt Walter Schwartz zum Schluss gekommen, dass Labak aufgrund seiner beruflichen Erfahrung fachlich geeignet sei.

Persilschein für Aufsichtsrat

Kurzum: Dem Aufsichtsrat sei da nichts vorzuwerfen, auch wenn ihm der Einstieg Sidlos von der ersten Minute an als parteipolitischer erkennbar gewesen sei. Parteizugehörigkeit und -protektion seien nicht mit Unfähigkeit gleichzusetzen.

Und die Interventionen des damaligen Finanzministers Hartwig Löger (ÖVP) bei Rothensteiner, der danach von einem "Hintergrund-Deal mit den Blauen" schrieb? Die sollen nicht so ausgefallen sein, dass der Aufsichtsrat von einem Deal zum Nachteil der Casag hätte ausgehen müssen.

Strafrechtlich Relevantes haben die Prüfer, wie berichtet, also nicht gefunden. Wiewohl sie zugestehen sollen, dass es aus Sicht der Novomatic schon Sinn gemacht habe, der FPÖ mit der Nominierung Sidlos "einen Gefallen zu erweisen". Alles in allem sollen die Prüfer im jenem Teil des Strafakts, in den sie Einblick genommen haben, das Bild eines österreichischen Postenschachers sehen. Und diesen als "einzigartig" erachten. (Renate Graber, 14.12.2019)