Stefan Kraft ist wie in den vergangenen Jahren Österreichs Vorflieger. Im Sog des Salzburgers sind aber gleich mehrere Hoffnungsträger aus Österreich gut in Schuss.

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Chiara Hölzl ist mit 22 Jahren im Kreis der Siegerinnen gelandet.

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Klingenthal – In der feuchten, windigen Vogtland-Arena wurden am Sonntag letzte Zweifel ausgeräumt. Österreichs Skisprung hat in seiner Gesamtheit einen ordentlichen Satz in die richtige Richtung gemacht. Zwei Wochen bevor in Oberstdorf die Vierschanzentournee abhebt, sind gleich mehrere Schützlinge von Herrencoach Andreas Felder in der Lage, um Spitzenplätze mitzuspringen. Bewiesen hat das schon der Teambewerb am Samstag in Klingenthal, in dem nur das Quartett aus Polen die vier Österreicher ausstechen konnte. Ausgeglichenheit war das Rezept – in diesem Format nicht das Schlechteste –, wenn auch Philipp Aschenwald mit dem zweitbesten Satz des Tages (auf 144,5 Meter) ein wenig herausstach. Gregor Schlierenzauer, Michael Hayböck und Stefan Kraft vollendeten die Vorlage des Startspringers, bestätigen also den Erfolg beim Weltcupauftakt in Wisla, zu dem neben Aschenwald und Kraft noch Daniel Huber und Jan Hörl beigetragen hatten.

Im Einzel am Sonntag verhinderte nur Ryoyu Kobayashi den zweiten Saisonsieg von Kraft. Der Dominator der Vorsaison sprang mit und 136,5 und 134 Metern zum ersten Erfolg, der Japaner blieb schließlich drei Zähler vor Kraft, der 134 und 134,5 Meter setzte. Aschenwald fehlten nur drei Zehntelpunkte aufs Podest, das der Norweger Marius Lindvik erklomm.

Geduldig bleiben

Nach dem ersten Durchgang hatten sich gar drei Österreicher Hoffnung auf den Sieg gemacht, doch Gregor Schlierenzauer fiel im Finale vom vierten auf den zwölften Platz zurück. Der Rekordweltcupsieger wartet schon genau fünf Jahre auf einen Podestplatz im Einzel, bestätigte aber den deutlichen Aufwärtstrend, der schon Rang vier im ersten Springen von Nizhny Tagil gezeitigt hatte. Berater und Spezialtrainer Werner Schuster zeigte sich mit der Entwicklung Schlierenzauers zufrieden. "Ich habe ihn im Vorfeld zwischen den Plätzen zehn und 20 eingeschätzt. Das spiegelt sein Gesamtweltcupstand wider. Er hatte aber auch schon einzelne Ausreißer nach oben. Wenn er geduldig weiterarbeitet und nicht versucht abzukürzen, dann kommt er näher ran und hat eine gute Chance weiterzuwachsen und eine gute Tournee zu springen. Geduldig muss er bleiben." Ziel bleibt der regelmäßige Sprung unter die besten zehn. Das käme auch Chefcoach Felder zupass, der ja den Nationencup anpeilt. Nach dem Wochenende in Klingenthal führen die Österreicher weiter vor Norwegen. Zuletzt standen die Springer des ÖSV nach der Saison 2014/15 an der Spitze.

Vor Weihnachten und der Tournee sind die Skispringer noch traditionell in Engelberg am Werk. In der Schweiz steigen am 21./22. Dezember zwei Springen.

Flug ins Glück

Österreichs weiblicher Skisprung hat seit Samstag eine dritte Weltcupsiegerin nach Daniela Iraschko-Stolz (16 Erfolge) und Jacqueline Seifriedsberger (1). Chiara Hölzl machte im 108. Versuch ihr Glück – gleich ziemlich überlegen. Denn die 22-Jährige stellte im ersten Durchgang von Klingenthal mit 141 Metern einen Schanzenrekord für Frauen auf. Der reichte locker, weil der Finaldurchgang wegen schwieriger Windbedingungen abgebrochenen werden musste.

Hölzls Leistung tat das keinen Abbruch, die Salzburgerin hatte zuletzt schon mit den Plätzen zwei und drei in Lillehammer angeklopft. Für sich selbst stand sie seit ihrem Debüt mit erst 15 Jahren (November 2012) vor dem ersten Triumph insgesamt sechsmal auf dem Podest. Bei den Weltmeisterschaften 2013 in Val di Fiemme (Mixed) und 2019 in Seefeld (Frauenteam) zählte Hölzl außerdem zu Österreichs Silbermedaillengewinnerinnen.

"Ich war gar nicht so nervös, sondern eher müde", sagte Hölzl nach ihrem Traumsprung, der erst mit Verzögerung gelang. Coach Harald Rodlauer konnte seinen Schützling dann aber bei idealen Verhältnissen in die Spur lassen. "Für solche Momente trainiert man jeden Tag hart", sagte Hölzl, die im Gesamtweltcup nur fünf Punkte hinter der Norwegerin Maren Lundby liegt. Bis zum Angriff auf die führende Weltmeisterin dauert es. Erst am 11./12. Jänner wird der Weltcup der Frauen in Sapporo fortgesetzt. (Sigi Lützow, 15.12.2019)

Weltcup-Skispringen der Herren in Klingenthal am Sonntag:

1. Ryoyu Kobayashi (JPN) 277,0 (136,5/134,0)
2. Stefan Kraft (AUT) 274,0 (134,0/134,5)
3. Marius Lindvik (NOR) 269,5 (131,0/134,5)
4. Philipp Aschenwald (AUT) 269,2 (135,0/132,5)
5. Karl Geiger (GER) 266,1 (132,0/132,0)
6. Yukiya Sato (JPN) 265,2 (128,5/140,0)
7. Johann Andre Forfang (NOR) 260,4 (132,0/131,5)
8. Peter Prevc (SLO) 258,4 (133,5/132,0)
9. Piotr Zyla (POL) 258,3 (129,5/133,5)
10. Kamil Stoch (POL) 258,1 (128,5/132,0)
11. Robert Johansson (NOR) 255,9 (133,5/130,5)
12. Gregor Schlierenzauer (AUT) 252,3 (135,0/125,5)
13. Anze Lanisek (SLO) 249,0 (128,5/129,5)
14. Dawid Kubacki (POL) 247,9 (126,5/131,0)
15. Markus Eisenbichler (GER) 244,8 (124,0/132,0)
16. Naoki Nakamura (JPN) 244,6 (132,0/129,5)
17. Stephan Leyhe (GER) 243,8 (130,0/134,5)
18. Daniel-Andre Tande (NOR) 241,8 (125,0/130,0)
19. Pius Paschke (GER) 241,6 (123,5/128,0)
20. Jan Hörl (AUT) 240,8 (126,5/129,0)
21. Daiki Ito (JPN) 236,2 (125,0/126,0)
22. Simon Ammann (SUI) 234,5 (128,5/127,5)
23. Antti Aalto (FIN) 234,3 (131,0/125,5)
24. Killian Peier (SUI) 233,1 (126,0/123,5)
25. Moritz Bär (GER) 230,9 (127,0/124,0)
26. Constantin Schmid (GER) 230,7 (122,0/125,5)
27. Klemens Muranka (POL) 227,9 (126,5/127,0)
28. Jakub Wolny (POL) 226,5 (127,5/127,5)
29. Rok Justin (SLO) 226,2 (126,0/121,5)
30. Domen Prevc (SLO) 117,4 (127,0/disq.)

nicht für das Finale qualifiziert u.a.:
35. Michael Hayböck
45. Daniel Huber (beide AUT)

Skisprung-Weltcup:

1. Ryoyu Kobayashi (JPN) 290
2. Stefan Kraft (AUT) 276
3. Daniel-Andre Tande (NOR) 273
4. Karl Geiger (GER) 237
5. Philipp Aschenwald (AUT) 214
6. Anze Lanisek (SLO) 181
7. Yukiya Sato (JPN) 178
8. Kamil Stoch (POL) 146
9. Dawid Kubacki (POL) 135
10. Peter Prevc (SLO) 115
11. Killian Peier (SUI) 113
12. Marius Lindvik (NOR) 102
13. Timi Zajc (SLO) 98
14. Gregor Schlierenzauer (AUT) 91
. Jan Hörl (AUT) 91

Nationencup:

1. Österreich 1533
2. Norwegen 1285
3. Polen 1108
4. Japan 1079
5. Slowenien 886
6. Deutschland 829
7. Schweiz 351
8. Finnland 68
9. Russland 58
10. Bulgarien 1