Die Tech-Welt dreht sich bekanntermaßen sehr schnell. Was heute entwickelt wurde, kann morgen schon veraltet sein. Das gilt aber glücklicherweise nicht für alles. Manche Entwicklungen brauchen länger oder gar mehrere Anläufe, um sich zu manifestieren.

Und so steht nach einem ereignisreichen Jahr auch für 2020 einiges auf dem Plan. Wir rechnen im kommenden Jahr mit diesen fünf Entwicklungen.

Bild nicht mehr verfügbar.

2020 dürften 5G-Netze in Österreich erstmals eine brauchbare Abdeckung erreichen.
Foto: Reuters

5G wird erstmals relevant

Seit Jahren wird der nächste Mobilfunkstandard in den Medien auf und ab gespielt. Doch erst seit dem zweiten Halbjahr, als erste Provider langsam von der Experimentier- in die Netzausbauphase gingen, begann die Technologie sich zu manifestieren. In Österreich wurden erste Frequenzen vergeben (die zweite Auktion folgt in wenigen Monaten) , kommerziell genutzte Netze gibt es soweit aber nur in sehr eingeschränktem Umfang.

Das sollte sich im Verlauf des kommenden Jahres ändern. Denn zu einem guten Teil kann der Ausbau von 5G auf Basis der bestehenden und das Land fast vollständig abdeckenden 4G-Infrastruktur erfolgen. Einige zusätzliche Masten werden allerdings an Glasfaserleitungen angebunden werden müssen, um die versprochenen Bandbreiten zumindest theoretisch erzielen zu können.

Gleichzeitig wird die Quote an 5G-tauglichen Smartphones 2020 deutlich zunehmen, auch ein kompatibles iPhone wird von vielen erwartet. Bis 5G so verfügbar ist wie LTE heute, werden noch ein paar Jahre ins Land ziehen, aber im Laufe des kommenden Jahres dürften zumindest alle Landeshauptstädte und einige Ballungszentren darüber hinaus von einem oder mehreren Providern versorgt werden.

Weiterlesen: Warum derzeit (fast) niemand ein 5G-Smartphone kaufen sollte

Half-Life: Alyx könnte für VR zu einem wichtigen Zugpferd werden.
Foto: Valve

Ein neuer Anlauf für Virtual Reality

Trotz des Hypes um die erste Oculus Rift und HTC Vive haben bis heute die wenigsten Gamer ein Virtual-Reality-Headset zu Hause. Geschuldet war dies unter anderem den recht hohen Systemanforderungen, komplizierten Installation und den gesalzenen Preisen für die Headsets. Zudem – und dieser Punkt sollte nie unterschätzt werden – fehlte es an großen Games-Zugpferden.

In allen genannten Bereichen tut sich jedoch etwas. Systeme wie die Oculus Quest können eigenständig arbeiten, und dank "Inside-Out-Tracking" entfällt die Notwendigkeit, eigene Bewegungssensoren im Raum zu verteilen. Dazu sind die Preise für viele VR-Systeme gesunken. Die erste Generation von Windows Mixed-Reality-Brillen gibt es bereits ab etwa 250 Euro zu haben.

Aber vor allem kündigt sich für 2020 endlich ein Game an, das das Potenzial hat, die Anschaffung einer VR-Brille vielen schmackhaft zu machen. Nämlich "Half-Life: Alyx", die nächste Iteration der von vielen heißgeliebten Reihe von Valve, die viele Jahre lang brachgelegen ist. Zum Massenphänomen wird VR deswegen nicht unbedingt werden, es besteht aber eine gute Chance, dass die Plattform ein Wachstum hinlegt, das mehr namhafte Entwickler dazu bringt, zugkräftige Games dafür zu entwickeln.

Weiterlesen: Nach Vorstellung von "Half-Life: Alyx": ist Valves VR-System Index teils ausverkauft

Lootboxen landen zunehmend auf der politischen Agenda.
Foto: Blizzard

Lootboxen werden zurückgedrängt

Geld zahlen, zufällige Items bekommen – kaum etwas sorgt für mehr Kritik an vielen Games als ihr Monetarisierungsmechanismus. Die sogenannten "Lootboxen" sind nun seit geraumer Zeit in die Diskussion gekommen. Kritiker sehen sie als Mechanismen mit hoher Ähnlichkeit zum klassischen Glücksspiel, und immer wieder hört man von Kindern, die ihre Eltern mit beachtlich hohen Kreditkartenabrechnungen "überrascht" haben.

Erste Länder haben bereits reagiert. In Belgien etwa werden solcherlei Monetarisierungsmethoden mittlerweile überprüft und verboten. Auch in anderen Staaten ist das Thema auf der politischen Agenda, darunter Österreich. Eine Entwicklung, die sich im kommenden Jahr wohl fortsetzen wird. Speziell in der EU ist mit mehr nationalen Restriktionen für derlei Modelle zu rechnen. Der nächste Schritt wäre wohl eine unionsweite Lösung, die sich 2020 aber wohl nicht mehr ausgehen wird.

Weiterlesen: "Brawlstars" & Co – Lootboxen als gefährliches Glücksspiel für Kinder

Im kommenden Jahr wirft Microsoft die "Xbox Series X" in die Schlacht.
Foto: Microsoft

Die Rückkehr der Konsolenkriege

Im kommenden Jahr werden Microsoft und Sony wieder neue Spieleplattformen präsentieren und Xbox One und Playstation 4 nach sieben Jahren langsam in Richtung Pension verabschieden. Zum zweiten Mal werden die Konsolen dann auf klassischer x86-PC-Hardware basieren. Das Schlachtfeld wird sich allerdings verschieben. Es wird nicht mehr um reine Leistungswerte gehen, denn die neuen Geräte begleiten auch den Beginn des Gamestreaming-Zeitalters, das mit dem Start von Google Stadia wohl endgültig angebrochen ist.

Neben einem "Hauptgerät" soll Microsoft auch an einer wesentlich günstigeren Variante der "Xbox Series X" arbeiten, die komplett auf das Gamen per Cloud ausgerichtet ist. Durchaus denkbar, dass auch Sony eine solche Variante anbieten wird, denn beide Firmen arbeiten intensiv an Game-Streaming.

Weiterlesen: Series X – So sieht Microsofts neue Xbox aus

Umgefallene E-Scooter in Wien. Dass sich in Österreichs Bundeshauptstadt auf Dauer alle acht Anbieter halten werden können, ist sehr unwahrscheinlich.
Foto: APA

Das große Sterben der E-Scooter-Verleiher

2019 wurde nicht nur in Wien, sondern auch in zahlreichen anderen Städte tausende ausleihbare E-Scooter verschiedener Anbieter aufgestellt. Das Angebot scheint gut angenommen zu werden, doch das sich alleine in Wien alle acht Anbieter auf Dauer halten können, erwartet kaum ein Beobachter. Zudem werden die Kosten der Firmen erwartbar steigen, denn in vielen Städten gibt es politische Vorstöße für eine stärkere Reglementierung des Scooter-Betriebs. Das gilt auch für Wien, wo es in einigen inneren Bezirken immer wieder zu Beschwerden über die Scooter-Flut auf den Gehsteigen kommt.

Der Chef von Lime in Österreich erkannte international bereits erste Konsolidierungszeichen. Und da viele der Anbieter aus verschiedenen Gründen nicht mit schwarzen Zahlen operieren dürften, werden im kommenden Jahr wohl Investoren damit beginnen, den Geldhahn für jene abzudrehen, die sich nicht ausreichend Marktanteile für eine gute Zukunftsprognose sichern konnten.

Die besten Chancen auf Überleben haben international präsente Frühstarter wie Lime und Bird oder das zu BMW und Daimler gehörende Hive. Für eine ganze Reihe kleinerer Anbieter dürfte 2020 allerdings das Aus oder die Übernahme durch einen größeren Konkurrenten bevorstehen.

Weiterlesen: Lime-Chef würde gerne mehr E-Scooter in Wien aufstellen (gpi, 16.12.2019)