Ein SUV-Coupé zu fahren ist für Autonarren der letzte Schrei. Wenn der Wagen dann auch noch kompakte Ausmaße hat, dann ist das Auto ein Statement: jung, sportlich, trendig – aber schon mit einem Hang zum gemütlichen Einsteigen. Bei Audi kommt dann auch echt jede Menge Komfort dazu.

So ein Auto kauft man eher, weil man zeigen kann, was man hat. Und weil man eh gerade keine Zinsen auf Erspartes bekommt. Nur so nebenbei, der Q3 Sportback, der 45 TFSI quattro mit allem Pipapo, von S-Line bis Wagenheber und "Reserverad platzsparend" – das heißt wirklich so – kommt auf fast 87.000 Euro. Wer um das Geld ein Nutz- statt Statusfahrzeug sucht, kann sich einen Transporter vergolden lassen.

Eindruck schinden, das kann er, der Q3 Sportback, mit seinem fetten Grill, dem knackigen Heck...
Foto: Andreas Stockinger

Sesselschlepper

Weil sich das Leben aber nicht immer an Idealvorstellungen hält, ruft mitten im Testzeitraum ein Freund an, der einen schönen Sessel zu verschenken hätte, der gut ins Wohnzimmer passen tät. Einzige Bedingung: Abholung jetzt.

Sagen wir so, die Fahrt zum Max, so heißt der vermutlich beste Klavierstimmer von überhaupt und Sesseldonator, war ein Genuss. Die 230 PS des A3 Sportback machen gerade im Sportmodus viel Freude. Im Sport ist die serienmäßige, progressive Lenkung noch knackiger, die Gasannahme noch direkter und die Federung deutlich straffer.

Deppensicheres Display

Jetzt kann man ja gegen allen möglichen elektronischen Klimbim in einem Auto sein, aber in diesem Wagen ist die Infotainmentwelt trotzdem eine gelungene. Das riesige Display in der Mittelkonsole ist deppensicher zu bedienen. Die Navigation, über die Dörfer zum Max, wird dann ideal sowohl auf dem Display hinter dem Lenkrad eingeblendet – das "virtual cockpit plus" kostet aber halt auch fast 550 Euro extra – eh ein Klax im Vergleich zur verbauten B&O-Premium-Anlage um mehr als einen Tausender. Da bekommen Gratismöbel gleich noch einmal einen ganz anderen Reiz...

Foto: Der Standard

Der Max ist jetzt kein boshafter Mensch – ganz im Gegenteil. Aber als er, den Wohnzimmersessel lässig über den Rücken geschmissen, am Gartentürl steht und den A3 Sportback sieht, ist ihm dann doch ein arger Spruch ausgekommen, der weniger das gelungene Design und die sportliche Form des Wagens adelte. Max stellte sich in einem Satz nicht nur die Frage, wie das Holzgestell in den Audi finden soll, sondern auch eine um manchen Geisteszustand.

Dazwischengreifen verboten, zuschauen und lernen nicht

Der Max ist verwöhnt. Er hat einen riesigen SUV, mit dem er ganze Bands spazieren führt. Unsereins ist aber in bescheidenen Verhältnissen auf dem Land sozialisiert worden. Soll heißen: Fahrten zu fünft im Taunus samt jeder Menge Gepäck. Vatern wäre Weltmeister im Tetris, würde er sich dafür interessieren. Dazwischengreifen war verboten – zuschauen und lernen aber nicht.

Groß geschaut hat der Max gleich einmal, wie die hinteren Sitze mit einem Klack umgefallen sind. Dass man deren Lehnen verstellen und die Sitzplatzerln in der Länge verschieben kann, blieb ihm aber verborgen – wie auch, dass man selbst als Erwachsener hinten noch ziemlich kommod sitzen kann. Dreimal haben wir den Sessel dann aber doch drehen müssen, bis er reingepasst hat. Und dann sind wir wie die Kinder vorm Christbaum gestanden und haben geschaut, wie sich die elektronische Heckklappe schließt, voll der Erwartung, ob das Türl wieder aufgeht, wenn der Sesselhaxen an der Glasscheibe ansteht, oder ob wir ohne Privacy-Verglasung heimfahren.

...und erst recht mit seinem überkompletten Innenraum.
Foto: Andreas Stockinger

Die vielen Seiten

Wir fuhren im Comfort-Modus. Sogar eine Decke hatte als Transportsicherung noch Platz. Allzu sportlich wird so ein Ritt aber trotzdem nicht. Was zur Folge hat, dass sich der Verbrauch, ob der halbwegs vorausschauenden Fahrweise, bei rund acht Litern einpendelt. Am anderen Ende, dem Fahrdynamischen, stehen dann halt aber auch schon einmal zwölf Liter im Bordcomputer. Dennoch – oder gerade deswegen – passt der große, 230 PS starke Benziner am besten zu diesem Auto.

Und das ist ja auch das Schöne an dem Auto – vom Design jetzt einmal abgesehen –, dass sich Audi nicht einfach damit zufriedengegeben hat, einen unpraktischen SUV zum Einidrahn zu bauen, obwohl die Klientel da eh sicher hart im Nehmen ist. Nein, der A3 Sportback ist eine ziemliche Überraschung, was seine Vielseitigkeit angeht. Komfortabel, sportlich – und mit 1400 Litern hat er, trotz kecken Hecks, nur 100 Liter weniger Laderaumvolumen als der normale Q3. Und das mit dem Auffallen funktioniert trotzdem gut, zeigten die Reaktionen.

Nicht einfach zu durchschauen

Die meisten interessierten sich für die Big Five: Preis, Leistung, Verbrauch, Motor und offenmündige Verifizierung des Preises. Nur die wahren Autonarren wollten wissen, ob da echt ein 4,5 Liter großer Motor in dem Auto steckt und warum das Coupé nicht – analog zum Q8 – Q4 heißt. Die neue Nomenklatur von Audi ist eben nicht mehr ganz einfach zu durchschauen. 45 gibt die Leistungsklasse von 169 bis 185 kW an. Und Q4 darf der Sportback nicht heißen, weil bei Audi bereits ein E-SUV mit einem solchen Namen in den Startlöchern steht. (Guido Gluschitsch, 19.12.2019)