Premierministerin Jacinda Ardern hält ihr Programm für einen Erfolg. Die Waffenlobby sieht ein Scheitern.

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Wellington/Christchurch – Kurz vor Ende des Rückkaufprogramms für Waffen sind in Neuseeland laut Waffenlobby noch gut zwei Drittel der nach dem Anschlag in Christchurch verbotenen Selbstlader im Umlauf. Das sind etwa 170.000 Stück, wie der Council of Licenced Firearms Owners (Colfo) am Sonntag schätzte.

Rund 47.500 Waffen seien nach Polizeiangaben bis Donnerstag abgegeben worden. Ein Waffenregister gibt es in Neuseeland nicht. Die genaue Zahl der Selbstlader in Privatbesitz ist deshalb nicht bekannt.

Das landesweite "Buy Back"-Programm ist Folge der Anschläge auf zwei Moscheen in Christchurch, der größten Stadt der neuseeländischen Südinsel. Dort hatte ein Rassist aus Australien Mitte März 51 Muslime erschossen, die zum Freitagsgebet erschienen waren. Die Tat übertrug der 28-Jährige via Facebook live ins Internet. Neuseelands Regierung aus Sozialdemokraten, Populisten und Grünen verbot daraufhin halbautomatische Waffen, wie sie der Täter verwendet hatte.

Amestie und Geld für Waffenbesitzer

Zudem stellte die Regierung umgerechnet etwa 121 Millionen Euro für den Rückkauf der Waffen zur Verfügung. Menschen, die ihre Waffen legal erworben hatten, sollen bis zu 95 Prozent des Kaufpreises zurückerhalten. Für Besitzer illegaler Waffen soll es eine Amnestie geben, wenn sie zur Polizei gehen.

Die Selbstlader können der Polizei noch bis Freitag übergeben werden. Colfo geht wegen der hohen Zahl der sich noch im Umlauf befindlichen Waffen aber von einem "Scheitern" des Rückkaufprogramms aus. Die Entscheidung sei übereilt getroffen worden; mehr Waffen als zuerst angekündigt seien verboten worden und der finanzielle Ausgleich durch die Polizei sei schlecht.

Premierministerin Jacinda Ardern hält ihr Programm hingegen für einen Erfolg. "Zehntausende Waffen sind nicht mehr im Umlauf. Das ist eine gute Sache", sagte sie. (APA, dpa, 16.12.2019)