Ab Mitte 2020 soll bei Billa nur noch österreichisches Frischfleisch angeboten werden (Symbolfoto).

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Wien/Wiener Neudorf – Billa verkauft in seinen 1.100 Filialen ab Mitte 2020 Frischfleisch – auch tiefgefroren – nur mehr aus österreichischer Erzeugung. Bei Rind- und Schweinefleisch galt das, laut Billa, schon bisher fast zur Gänze, bei Hühnerfleisch zu 90 Prozent. Den größten Unterschied gibt es bei Putenfleisch, das Billa derzeit zu 60 Prozent aus dem Ausland bezieht, vor allem aus Italien.

Es gehe darum, Konsumentenvertrauen aufzubauen, die österreichische Landwirtschaft zu stärken, dank kurzer Transportwege ein Signal in Richtung Klimaschutz zu senden und das Tierwohl zu stärken, da die Standards in Österreich höher seien als in den Ländern, aus denen Geflügel derzeit importiert wird, sagte Billa-Vorstandssprecher Robert Nagele am Montag vor Journalisten. Billa nehme damit eine Vorreiterrolle ein und hoffe, dass andere Handelsketten nachziehen. Bei den Rewe-Schwestermarken Merkur, Adeg und Penny sei dieser Schritt aber vorerst nicht geplant. Die Umsetzung werde im zweiten Quartal 2020 erfolgen, schließlich müsse die heimische Landwirtschaft erst die Produktion hochfahren.

Landwirtschaftskammer sieht Chance für heimische Produzenten

Von der Produktionsmenge her sollte es kein Problem geben. Derzeit produzieren die 165 heimischen Putenzüchter 20.000 bis 22.000 Tonnen pro Jahr, 7 bis 7,5 Millionen Tiere. Billa wird "ein paar tausend Tonnen" mehr nachfragen. Viele Produzenten sind aber nicht ausgelastet, sodass eine Produktionssteigerung um 10 bis 20 Prozent mit bestehenden Kapazitäten realistisch scheint. Auch könnten andere Betriebe auf die Putenproduktion umsteigen. Kammerpräsident Josef Moosbrugger nannte die zusätzliche Nachfrage in dem gemeinsamen Pressegespräch "eine Chance für die heimische Landwirtschaft". Diese sei auch bei Eiern in der Lage gewesen, die steigende Nachfrage nach hochwertigen Produkten zu decken.

Billigangebote mit Importputen um 7,99 Euro/kg dürfen die Konsumenten bei Billa künftig nicht mehr erwarten. Billa will aber "einen niedrigen einstelligen Millionenbetrag" in die Hand nehmen, "damit die Konsumenten ermutigt werden, zuzugreifen". Damit soll ein Preis für österreichische Pute zwischen dem ausländischen Billigangebot und dem aktuellen Preis für heimische Ware von 12,99 Euro/kg gesichert werden. Dafür verzichte Billa auf "Rohertrag und Spanne". Der Abnahmepreis vom Erzeuger soll unverändert bleiben, versicherte Nagele. Mittelfristig bestehe die Hoffnung, dass einerseits "die Produktion effizienter" wird und andererseits die österreichischen Konsumenten die höhere Qualität anerkennen und zu zahlen bereit sind. "Ich bin überzeugt, dass der Konsument das will. Aber es liegt auf der Hand, dass es nicht zum Billigstpreis höchste Qualität geben kann", so Moosbrugger. (APA, 16.12.2019)