Sind Erwartungshaltungen besonders hoch, kommt es schon vor, dass sie ein wenig enttäuscht werden. Mazda hat mit dem ersten vollfunktionsfähigen Diesotto der Welt aufgezeigt, dass dieses unkonventionelle Konzept – mit Adaptionen – doch realisierbar ist und dabei Erwartungen geweckt, einen emissionsseitig vorbildlichen Benziner mit dem Verbrauch eines modernen Dieselaggregats hingekriegt zu haben.

Deshalb gleich heraus damit: Wir kamen mit dem Mazda3 Skyactiv-X auf einen Durchschnittsverbrauch von 7,5 l / 100 km, Testprofil: viel Stadt, aber auch reichlich flott gefahrene Kilometer auf der Autobahn. Beim häufigen Ausdemaugenwinkel-Beobachten der jeweiligen Verbrauchs-Balkengrafik im Mitteldisplay entstand dabei der Eindruck, dass die Maschine besonders innerstädtisch ihre Verbrauchsstärken ausspielt. Im freien Galopp hingegen rückt sie öfter auch rauf in Richtung Zehner. Das erinnert an die Verbrauchscharakteristik von (Toyota-)Hybrid-Fahrzeugen.

Inklusive Sound-Premium-Tech-Paket kommt der Mazda3 Skyactiv-X AWD GT+ auf 33.090 Euro, das fesche Rot schlägt mit 740 zu Buche.
Foto: Andreas Stockinger

Kein "Auf sie mit Gebrüll"

Der Skyactiv-X ist kein "Auf sie mit Gebrüll"-Typ, weder akustisch noch vom gefühlten Vorwärtsdrang. Keiner mit gewaltigem Diesel-Drehmoment und Turbo-Schub. Er entfaltet seine Leistung vielmehr harmonisch über das Drehzahlband.

Dabei merkt man im Fahrbetrieb gar nicht groß, welch enormen technischen Aufwand Mazda mit dem "X" betreibt. Basis ist ein Zweiliter-Benziner mit Partikelfilter. Den beatmet ein Kompressor mit extrem hoch verdichtetem und magerem Treibstoff-Luft-Gemisch (Verdichtungsverhältnis 16,3:1!) bis knapp unter die Selbstzündung, entflammt wird dann aber doch per Kerze. Immer. Zugehöriges Kürzel: SPCCI. Spark Controlled Compression Ignition, auf Deutsch eben: Kompressionszündung per Zündfunken.

Drehmomentmonster Diesel

Weiter an Bord zwecks Verbrauchsreduktion ist ein 24-Volt-Mildhybrid-System. Der zugehörige riemengetriebene integrierte Startergenerator speichert Bremsenergie – ein Vorgang, von dem man beim Druck auf das Bremspedal gar nichts merkt – in einer 0,216-kWh-Batterie und greift umgekehrt dem 180 PS starken Verbrenner beim Anfahren mit 4,8 kW (6,5 PS) unter die Arme.

Unser Eindruck im Fahrbetrieb? Der Skyactiv-X ist ein richtig feiner Motor, wenn man erst einmal umgelernt hat, Stichwort Drehmomentmonster Diesel. Nur beim Verbrauch hätten wir uns mehr erwartet, nämlich weniger. "Revolution im Motorenbau", wie Mazda tönt? Das vielleicht nicht. Ein Diesel ist immer noch spürbar sparsamer. Aber eine sympathisch eigenständige, eigenwillige Entwicklung ist der Fernost-Hochverdichter allemal.

Der Innenraum des Mazda3 ist schlicht gehalten, Schnickschnack sucht man hier vergebens.
Foto: Andreas Stockinger

Welche Konkurrenz?

Die Technologie wird auch gleich 1:1 an den neuen SUV, den CX-30, weitergereicht, und womöglich sehen wir den Skyactiv-X schon bald in einem Plug-in-Hybrid-Mazda im Einsatz.

Was zum Mazda3 selbst noch zu sagen bleibt? Nur dies, dass er ohne Zweifel einer der Besten in der Golf-Klasse ist. Die japanische Konkurrenz jedenfalls verbläst er in der Summe seiner Eigenschaften nach Strich und Faden. (Andreas Stockinger, 21.12.2019)