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Musik gehört zum Alltag dazu.

Foto: REUTERS/Edgar Su

Über Musikgeschmack lässt sich bekanntlich streiten, über einen Umstand nicht: 9,99 US-Dollar sind ein durchaus akzeptables Preis-Leistungs-Verhältnis für einen Musikstreamingdienst. Immerhin bietet Spotify Zugriff auf rund 50 Millionen Lieder, Apple Music auf 60 Millionen. Doch auffällig ist, dass dieser Preis seit Jahren konstant bleibt.

Harte Konkurrenz

Die Musikzeitschrift "Rolling Stone" sieht dafür mehrere Gründe. Einer davon betrifft die große Konkurrenz im Musikgeschäft, wie Russ Crupnick erklärt. Er ist Manager der Musikforscher von Music Watch. Während Netflix seine Seher mit Exklusivserien wie "Orange Is the New Black" halten könne, bieten Musikstreaminganbieter summa summarum dasselbe Repertoire an. Bei einem Wechsel zu einem anderen Dienst könne der Nutzer also nicht viel verlieren. Gleichzeitig ergibt sich daraus eine Art Angsthasenspiel: Kein Anbieter möchte demnach als erster die Preise erhöhen und damit mögliche Kunden vergraulen.

Dabei wäre das durchaus gerechtfertigt, allein der Inflation wegen: Kostete ein Sack Äpfel in den USA 2008 noch zehn Dollar, sind es heute um die zwölf Dollar. Zudem bietet ein Abo heutzutage einen höheren Mehrwert als zu Anfangszeiten. Mehr Songs sind auf mehr Geräten verfügbar, zudem wurde technisch aufgerüstet.

Warten auf 2020

2020 könnte eine Kehrtwende eintreten. Denn Spotify hat nun 250 Millionen User, davon 110 Millionen Abonnenten. Üblicherweise wird bei solchen Meilensteinen der Preis erhöht, um die Verluste der Anfangszeit wieder hereinzuspielen. Das schwedische Unternehmen steht diesbezüglich auch mehr unter Druck als etwa Apple und Amazon. Letztere fangen mögliche Verluste im Musikgeschäft mit ihren anderen Geschäftszweigen auf.

Mögliche Lösungen

Die Fachzeitschrift "Rolling Stone" führt mögliche Wege an, wie die Anbieter ihre Preise erhöhen könnten. Einerseits können sie den Preis in nur bestimmten Regionen erhöhen, von denen anzunehmen ist, dass die den Schritt mitgehen. Ähnliches plante Spotify etwa für den skandinavischen Heimatmarkt in Schweden, Dänemark und Norwegen. Hier sollte der Preis für das Familienabo von 15 auf 17 Dollar erhöht werden. Es gilt als Testfeld für andere Länder.

Amazon wiederum bietet hochauflösende Streams für einen höheren Preis an.

Die dritte Variante legt eine Studie nahe. Dafür hat der Streaminganbieter für klassische Musik, Primephonic, die Marktforschungsfirma Yougov beauftragt, 1.000 Personen zu befragen. Demnach wären 52 Prozent der US-Amerikaner bereit, für einen Streamingdienst mehr als zehn Dollar im Monat zu zahlen, wenn dieser ihre Bedürfnisse besser abdecke. Kurzum: eine Plattform, die nicht mehr alle Genres gleichermaßen bedient, sondern individueller funktioniert.

Ein schmaler Grat

Der frühere Chef von Sony Music, Nick Gatfield, ist anderer Meinung. Für ihn ist der Markt bereits übersättigt. Er sieht für Musikstreamingdienste mehr Chancen darin, dass sie etwa von Künstlern und Labels Geld verlangen, wenn diese ihre Datenanalysetools verwenden.

Alles in allem bleibt also offen, wie sich die Preise entwickeln werden. Musikstreamingdienste müssen dabei weiterhin einen schmalen Grat entlangbalancieren: einerseits den Musikern einen fairen Anteil abgeben, andererseits Usern einen attraktiven Preis anbieten. (red, 16.12.2019)