Carsten Meyer aus Hamburg gibt am Donnerstag in der Grellen Forelle am Wiener Donaukanal den Alleinunterhalter der alten Schule zwischen Disco, House und Humor.

Foto: Yvonne Schmedemann

Wer Carsten Meyer als Erobique schon einmal live erlebt hat, wie er in einem Kellerclub schwer verkatert hinter seinem Alleinunterhalter-Keyboard steht und einen Saal rockt, während er aus einem Plastiknapf irgendetwas Indisch-Vegetarisches löffelt und dazwischen dem Publikum mit vollem Mund ein paar sachdienliche Hinweise gibt ("Bewegt euch mal ein bisschen"), ist dem Mann für immer verfallen. Man muss bei Tanzvergnügen keine Drogen nehmen. Man kann auch Curry essen.

Line Session

Der aus dem Münsterland kommende Wahlhamburger hat in der Vergangenheit seine Brötchen am Theater (unter anderem für und mit Schorsch Kamerun), mit dem gemeinsam mit DJ Koze und Cosmic DJ betriebenen Erfolgstrio International Pony (Mit dir sind wir vier) oder mit den Soundtracks zu einer Fernsehserie verdient. Die grotesken wie dialogreichen Folgen um Schauspieler Bjarne Mädel, der zwischen 2011 und 2018 den Schotty in Der Tatortreiniger gab, sind bei Freunden des trockenen norddeutschen Humors längst Kult. Carsten Meyer komponierte dazu die liebevolle und zitatreiche Hintergrundbeschallung zwischen Henry Mancinis Rosarotem Panther, den Saint-Tropez-Filmen von Louis de Funès und ein wenig deutscher Gründlichkeit in Sachen Cheesy Listening zwischen Non Stop Disco Dancing 1 & 2 vom James Last Orchestra und den Top Orgel Hits von Adi Zehnpfennig.

Barry White als Bauarbeiter

Carsten Meyer kann aber auch anders. Als meist mit einem burgenländischen Exekutivbeamtenschnauzer und einem ironischen Goldketterl behübschter Entertainer auf Heizdeckenfahrt in die Hipsterbude veröffentlicht er alle heiligen Zeiten gut tanzbare und auch schwungvoll an den richtigen Stellen auftretende Musikstücke wie Easy, Urlaub in Italien oder Überdosis Freude.

Sie stehen mit beiden Beinen fest auf dem Tanzboden und verneigen sich vor klassischer House Music ebenso wie vor Barry White, dem König der Babymacher-Soundtracks, und seinen Instrumentals mit dem legendären Love Unlimited Orchestra: Love‘’ Theme, Baby Blues oder auch I Feel Love Coming On!

aufderlichtung

Erobique, unser Vertrauensmann in Sachen Unterhaltung am Scheideweg, kann aber auch anders. Als sizilianischer Disco-Punk Babyman gibt er dann schon einmal den Iron Man von Black Sabbath in einer Italo-Disco-Version aus den 1970er-Jahren. Das unscharfe VHS-Fake-Video muss man auf Youtube gesehen haben: "Oh, Iron Man, are you human, or are you a boogie machine?!"

Nun beehrt Erobique wieder einmal Wien mit einem Club-Gig. Bewegt euch mal ein bisschen. (Christian Schachinger, 17.12.2019)