Bari ist für Kirchen und religiöse Bräuche bekannt. Für die Volksbank der italienischen Stadt gibt es jetzt die letzte Salbung.

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Bisher hatte die seit Jahren anhaltende Bankenkrise ihre Opfer vor allem im reichen Norden des Landes gefordert – zuletzt musste der Staat Anfang dieses Jahres der trudelnden Carige in Genua mit milliardenschweren Staatsgarantien unter die Arme greifen. Nun trifft es erstmals eine Bank im armen Süden, und dabei gleich die bedeutendste des ganzen Mezzogiorno: die angeschlagene Banca Popolare mit 2700 Angestellten und 350 Filialen und Ausleihungen von 7,8 Milliarden Euro. Die Bank war am vergangenen Freitag wegen des drohenden Konkurses unter die Sonderverwaltung zweier Kommissare gestellt worden.

Laut einer Analyse der italienischen Zentralbank sind bei der Volksbank von Bari über 15 Prozent der vergebenen Kredite faul; außerdem wurden in den vergangenen Jahren Verluste von rund einer Milliarde Euro angehäuft. Die Löcher sollen nun mit einer staatlichen Finanzspritze gestopft werden: Die Regierung von Giuseppe Conte stellt mit einem unter viel politischem Gezänk erlassenen Notdekret für die Rettung der Volksbank 900 Millionen Euro bereit.

Finanzierung über Umweg

Die Mittel aus dem Finanzministerium sollen, damit es in den Augen der arg gebeutelten italienischen Steuerzahler ein bisschen weniger nach weiterer Rettung aussieht, nicht direkt an die Bank fließen, deren Name im Dekret nicht einmal erwähnt wird. Vielmehr soll das Kapital der staatlichen Entwicklungsbank Banca del Mezzogiorno-Mediocredito Centrale (MCC) erhöht werden, die dann ihrerseits der Volksbank in Bari zur Seite springt.

Laut Medienberichten wird sich auch der nationale Banken-Einlagensicherungsfonds an der Sanierung beteiligen müssen, gemäß den Berichten mit rund 500 Millionen Euro. Und einmal mehr bezahlen die Kleinsparer die Zeche mit: Rund 70.000 Personen – vorwiegend Kunden der Volksbank – hatten sich von dem angeschlagenen Institut in den vergangenen Jahren Aktien und nachrangige Anleihen andrehen lassen, deren Wert nun auf null sinken wird. Der Verlust der Kleinaktionäre beträgt laut der Wirtschaftszeitung Il Sole 24 Ore 1,5 Milliarden Euro – ein schwerer Schlag für die betroffenen Familien in der strukturschwachen Region.

Misswirtschaft

Wie bei den meisten Volksbank-Pleiten sind auch in Bari Miss- und Vetternwirtschaft für die Probleme zumindest mitverantwortlich. Zudem ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen zehn Exführungskräfte wegen Bilanzfälschung. Auch die staatlichen Kontrollorgane machten keine gute Figur: Die Probleme der Volksbank waren seit Jahren bekannt; unternommen wurde wenig.

Die vor drei Jahren mit voller Wucht ausgebrochene Bankenkrise hat die italienischen Steuerzahler schon viel Geld gekostet: Das größte Sorgenkind, die systemrelevante Montepaschi di Siena (MPS), musste mit fast zehn Milliarden Euro unterstützt werden und wurde dabei faktisch verstaatlicht. Die Rettung der insolventen Veneto Banca und der Banca Popolare di Vicenza kostete weitere elf Milliarden an Krediten und Garantien. Bei der Abwicklung der vier kleineren Regionalbanken Banca Etruria, Banca Marche, Carichieti und Cariferrara wurde der Einlagensicherungsfonds mit 5,3 Milliarden Euro belastet – und weitere zehntausende Kleinanleger verloren zum Teil ihre gesamten Ersparnisse.

Ende oder Anfang?

Die bange Frage lautet nun: Ist die Rettung der Banca Popolare di Bari nun tatsächlich der letzte Akt einer laut Conte inzwischen weitgehend bereinigten Krise – oder ist sie Vorbote neuer stürmischer Zeiten? Die italienischen Banken konnten ihre notleidenden Kredite in den letzten Jahren zwar deutlich abbauen – aber mit 200 Milliarden Euro stellen die Altlasten nach wie vor eine Gefahr dar. (Dominik Straub, 16.12.2019)