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Die vorzeitige Trennung von den Ex-Vorstandsmitgliedern Alexander Labak und Dietmar Hoscher war und wird kostspielig.

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Wien – Die hohen Abfertigungen für Ex-Casinos-Vorstand Dietmar Hoscher (SPÖ) stoßen auf Kritik unter Parteikollegen. Der Tiroler SPÖ-Chef Georg Dornauer kommentierte am Dienstag im Ö1-"Mittagsjournal: "Solche Summen sozusagen fürs Nixtun zu kassieren ist aus meiner Sicht und aus der Sicht vieler Österreicherinnen und Österreicher höchst unanständig und moralisch nicht vertretbar." Schließlich habe das Kassieren derartiger Summen nichts mehr mit sozialdemokratischen Grundsätzen zu tun, so Dornauer: "Und deshalb müssen wir uns von solchen Herren raschestmöglich verabschieden." Dietmar Hoscher war für die SPÖ im Bundesrat und bis 2006 im Nationalrat.

Bereits vor einer über Woche hatte Burgenlands SPÖ-Chef Hans Peter Doskozil in die gleiche Kerbe geschlagen: Die Partei solle sich von Wirtschaftsvertretern "trennen, die glauben, die Sozialdemokratie zu vertreten, und nicht mehr wissen, wie es den Menschen geht" – nämlich Ex-Parteichef Alfred Gusenbauer oder Casinos-Vorstand Hoscher, der – wie Doskozil im Interview mit der APA sagte – "wie ein Großmogul verdient". Die Parteispitze müsse hier eine klare Position haben, forderte der Landeshauptmann.

Zurückhaltender gab sich die Parteispitze: SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner betonte zwar, dass die Höhe der Gage "nicht nachvollziehbar" sei und sie "kein Verständnis" dafür habe. Gefragt nach einem Ausschluss Hoschers, meinte sie gegenüber Ö1 am Dienstag aber: "Ich werde eine sachliche Diskussion führen, alles andere werden wir sehen." Zudem regte sie eine Begrenzung von Managergehältern in staatsnahen Unternehmen an. Diesbezüglich schlug Rendi-Wagner eine Obergrenze von 500.000 Euro als maximales Jahressalär vor.

FPÖ-Chef Norbert Hofer fordert für Unternehmen in staatlichem Einflussbereich eine Gehaltspyramide. Gehälter sollten sich an Mitarbeiterzahl, Umsatz und Erfolg orientieren, ließ er am Montag wissen.

Teure Trennung von Hoscher und Labak

Die Prüfer, die die Verabschiedung Hoschers und Alexander Labaks aus dem Vorstand der teilstaatlichen Casinos Austria (Casag) unter der Lupe hatten, halten deren finanzielle Behandlung für "großzügig". Labak stehen rund 2,5 Millionen Euro zu, bei Hoscher dürften es bis zum Ende seiner Casag-Zeit (Mitte 2022) rund 4,5 Millionen werden. Diese Trennungskosten für Hoscher will die SPÖ nicht kommentieren, sagt aber wie die Neos, man werde ihn in den U-Ausschuss laden.

Betriebs- und Bankpension für Hoscher

Nach seiner aktiven Zeit, mit 60, steht Hoscher, dem Blues- und Jazzfan und Präsidenten des "Legendenclubs" von Rapid, eine Betriebspension zu. Eine solche bezieht, neben der gesetzlichen Pension, auch Ex-Casag-Vorstandschef Karl Stoss (ÖVP), der übrigens am Ende seiner Casag-Laufbahn 2017 rund 30.000 Euro weniger verdient hat als das einfache Vorstandsmitglied Hoscher mit seinen rund 580.000 Euro brutto im Jahr.

Zudem wird der heute 57-Jährige ab dem 65. Lebensjahr in den Genuss einer Notenbankpension kommen. Denn der Volkswirt ging bald nach seinem Studium zur Nationalbank (OeNB), wo er von 1986 bis 1988 als volkswirtschaftlicher Referent arbeitete. Danach wurde er karenziert – und ist das heute noch. Als dauerkarenziertem Notenbanker des ältesten Dienstrechts der OeNB (DB1, galt bis 1993) steht ihm eine Bankpension zu.

Dietmar Hoscher verließ die Notenbank Richtung SPÖ-Parlamentsklub und Politik, 1998 kam er zur Casinos Austria AG.
Foto: APA/Neubauer

Von der OeNB in die Politik

Dem Vernehmen nach geht es bei der OeNB-Pension um rund 50.000 Euro brutto im Jahr. Bei 14 Auszahlungen im Jahr wären das rund 3.570 Euro brutto im Monat. Zum Vergleich: Laut aktuellsten Zahlen der Pensionsversicherungsanstalt PVA beträgt die durchschnittliche Alterspension in Österreich 1.635 Euro im Monat. Hoschers Anwalt war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen, die Nationalbank sagt dazu ebenfalls nichts.

Nach seiner OeNB-Zeit war Hoscher bis 1995 SPÖ-Klubsekretär im Parlament, bis 1998 im Kabinett des Finanzministers. Dort sei er, unter Andreas Staribacher, Viktor Klima und Rudolf Edlinger (alle SPÖ, Edlinger war Rapid-Präsident), "jahrelang für Glücksspiel zuständig gewesen", schrieb Hoscher Anfang 2019 in seiner Bewerbung für den Vorstand. 1998 kam er zur Casag, 2007 in den Vorstand.

Dass er dort nicht mehr landen wird, darüber informierte ihn Aufsichtsratschef Walter Rothensteiner erst am 19. März, kurz vor Beginn der Hearings der drei Kandidaten, die die Jobs bekamen. Das erschließt sich aus Aussagen Rothensteiners und Hoschers vor den Prüfern, die dem Aufsichtsrat Persilscheine für die Trennung von Labak und Hoscher sowie die Bestellung Peter Sidlos zum Finanzchef ausstellten.

Aufsichtsratschef verteidigt Vorgehen

Rothensteiner meldete sich am Dienstagnachmittag per Aussendung zu Wort und berief sich seinerseits auf den Bericht der Prüfer: Demzufolge sei die vorzeitige Beendigung der beiden Vorstandsfunktionen "geboten" gewesen, und die vereinbarten Zahlungen an die beiden Herren seien "rechtlich einwandfrei". Dem könne der Aufsichtsrat der Casinos nichts hinzufügen.

Sidlos Strache-Referenz

Peter Sidlo musste als Bewerber um den Vorstandsjob dem Personalberater Egon Zehnder übrigens sechs Referenzen nennen, als eine davon wählte er Heinz-Christian Strache. Ihm hatte Sidlo, wie man aus den Chats weiß, geraten: "Sag ihm halt, wie toll ich bin :)." Das mit den Referenzen, so erklärte der Kurzzeitfinanzchef den Prüfern, sei "eine nicht so unheikle Sache gewesen. Denn so etwas kann man nur guten Gewissens machen, nachdem man die betroffenen Personen gesprochen und sich vergewissert hat, dass sie auch tatsächlich Gutes über einen sagen werden." In diesem Lichte sei seine Konversation mit Strache zu sehen. (Renate Graber, APA, 17.12.2019)