Ein Wunsch für 2020: "Ende der Verhaberung" und des "Gefälligkeitsjournalismus".

Foto: Inserate

Politeinfluss auf Medien (und umgekehrt) beschäftigt eine Vielzahl von Teilnehmern und Teilnehmerinnen an der Etat-Branchenumfrage für 2020. Beschränkungen für öffentliche Werbeschaltungen und dafür mehr Mittel für Medienförderung kommen häufig – als Wunsch. Nur ein Fünftel erwartet 2020 neue Regeln für Werbung öffentlicher Stellen.

Partei-Kommunikation statt ganzheitlicher Medienpolitik

Peter Plaikner, Medienberater, Medienjournalist und Lehrgangsmanager für politische Kommunikation an der Donau-Universität Krems, prognostiziert für 2020 recht nüchtern:

  • Bisher online frei zugängliche Inhalte werden in immer stärkerem Maße hinter Bezahlschranken verschwinden.
  • Die Parteien insgesamt werden sich mehr auf den Ausbau ihrer eigenen digitalen Kommunikationskanäle konzentrieren als ganzheitliche Medienpolitik für den nationalen Standort zu betreiben.
  • Gegen die Praktiken von Google, Facebook & Co. wird weiterhin in Sonntagsreden argumentiert, während diese Plattformen und Netzwerke im Arbeitsalltag mehr denn je gefüttert werden.
  • Das Lobbying von ORF, VÖZ und VÖP gerät dadurch zusehends unter Kooperationsdruck.
  • Die dringende Intensivierung von Politischer Bildung insgesamt und Medienmündigkeit im Besonderen beschränkt sich auf Absichtserklärungen und Lippenbekenntnisse.
  • Die demokratiepolitische Not wird auch 2020 noch nicht groß genug für unentrinnbaren Veränderungsdruck.

Julia Herrnböck ("Dossier") wünscht sich für 2020:

"Obergrenze für Inserate mit öffentlichen Geldern, Einführung Informationsfreiheitsgesetz, Presseförderung digitaler Formate, Vergabe von Recherchestipendien und Fonds für digitale Innovationen."

Teilnehmer oder Teilnehmerinnen ohne Namensnennung wünschen sich in Sachen Politik und Medien etwa:

"Deckelung und Reduzierung der Werbeausgaben von öffentlichen Stellen und dadurch Restrukturierung und Innovation in den Medien."
"Ein Ende der Verhaberung mit der Politik (u. d Wirtschaft) und damit einhergehendem Gefälligkeitsjournalismus."

(red, 18.12.2019)