Das Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen in der Chefetage von Unternehmen an der Wiener Börse ist groß, zeigt eine Studie der Beraterfirma EY.

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Die Anzahl weiblicher Vorstandsmitglieder in Österreichs börsennotierten Unternehmen (Stichtag 1. Dezember 2019) ist im Vergleich zum Jahresanfang (Stichtag 1. Jänner) von elf auf 14 gestiegen. Sie stehen bei den im Wiener-Börse-Index (WBI) notierten heimischen Unternehmen 172 männlichen Vorstandsmitgliedern gegenüber, hat die Unternehmensberatung EY ausgewertet. Das macht einen Frauenanteil von 7,5 Prozent.

Eine Analyse aller Vornamen in Vorständen von WBI-Unternehmen ergibt folgendes Ergebnis: Zählt man die Namen Andreas und Andrew zusammen, kommt man insgesamt auf 16, das sind mehr als alle weiblichen Vorstände. Auch Peter (mit Petr), Thomas und Stefan sind mit 13 beziehungsweise zehn Nennungen gut vertreten. Die Namen findet man auf den Unternehmenswebsites.

Das Gefälle zwischen Mann und Frau gibt es zwar auch international, aber im Vergleich zu den Vorreitern schneidet Österreich besonders schlecht ab. In Schweden und Norwegen sind die Vorstandsetagen etwa zu jeweils mehr als 30 Prozent weiblich besetzt.

Frauenanteil in Aufsichtsräten höher

Deutlich besser als in den Vorständen sieht es in den Aufsichtsräten der heimischen Börsenunternehmen aus. Dort stützt die Anfang 2018 eingeführte Genderquote von 30 Prozent. Seit Einführung der Quote ist der Frauenanteil laut EY von 18,7 auf 25,9 Prozent gestiegen. Gut jedes vierte Aufsichtsratsmitglied ist EY zufolge aktuell eine Frau. Konkret sind in den Kontrollgremien 142 Frauen und 407 Männer vertreten. Nach diesem Anstieg liegt Österreich im internationalen Vergleich über dem Durchschnitt.

Staatsbetriebe erreichen Frauenquote

Unternehmen und Einrichtungen des Bundes halten indes die gesetzlich vorgeschriebene Quote von 30 Prozent Frauen in den Aufsichtsräten ein (2018: 31,4 Prozent). Die Entlohnung der Frauen lag 2018 allerdings nur bei 83,5 Prozent der Gagen der Männer – ein Rückgang im Vergleich zu 2017, als es noch 86,2 Prozent waren. Das zeigt der Einkommensbericht des Rechnungshofs, der vergangene Woche vorgelegt wurde.

Ein ähnliches Bild zeigt sich in den Vorständen der Staatsbetriebe: Der Frauenanteil stieg 2018 um rund einen Prozentpunkt auf 21,6 Prozent, aber die Einkommen von weiblichen Vorstandsmitgliedern beziehungsweise Geschäftsführerinnen betrugen nur 79,4 Prozent der Durchschnittsbezüge ihrer männlichen Kollegen. Neos und SPÖ kritisierten deshalb die türkis-blaue Regierung. (red, APA, 17.12.2019)