Künftig heißt es M für männlich, W für weiblich sowie X für divers.

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Wien – Ab 1. Jänner muss an den Hochschulen aufgrund einer neuen Gesetzesbestimmung eine dritte Geschlechtsoption für die Hochschulstatistik beziehungsweise Bildungsdokumentation erhoben werden. Zur Codierung des Geschlechts sind künftig M für männlich, W für weiblich sowie X für "divers und alle anderen Bezeichnungen des Geschlechts, die weder unter M noch W fallen", zu verwenden.

Hintergrund der neuen Bestimmung in der Universitäts-, Hochschulstatistik- und Bildungsdokumentationsverordnung ist ein Urteil des Verfassungsgerichtshofs aus dem Vorjahr. Dieses hält fest, dass Menschen, deren Geschlecht nicht eindeutig männlich oder weiblich ist, ein Recht auf eine entsprechende Eintragung im Personenstandsregister (ZRP) und in Urkunden haben. Welches Geschlecht die Universitäten, Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen dabei in ihren Statistiken eintragen, ist von den Studenten aber zu belegen. Dieses ist "aus den vorgelegten in- oder ausländischen Personenstandsurkunden, Reisepässen oder Personalausweisen zu übernehmen", heißt es in der Verordnung.

Sprachliche Gleichstellung

Diese Neuregelung hat etwa die Universität Wien zum Anlass genommen, eine Leitlinie zum geschlechterinklusiven Sprachgebrauch zu veröffentlichen. In der Administration der Uni seien "Formulierungen zu wählen, die respektieren, dass manche Menschen weder weiblich noch männlich sind, und die die Gleichstellung sprachlich zum Ausdruck bringen".

Welche Form der geschlechterinklusiven Sprache verwendet werden soll, wird aber nicht vorgeschrieben. "Empfohlen wird allerdings der Gender-Stern (Asterisk, Leser*innen)." Grundsatz des geschlechterinklusiven Formulierens sei, dass "alle Geschlechter genannt werden, die gemeint sind. In manchen Fällen können der Einfachheit halber auch geschlechtsneutrale Bezeichnungen (zum Beispiel Lesende) gewählt werden." Möglich seien auch Varianten wie der Schrägstrich ("Leser/innen"), der Unterstrich ("Leser_innen") oder der Apostroph ("Leser'innen").

"Nicht ausreichend ist es, am Beginn oder am Schluss eines Textes darauf hinzuweisen, dass die männliche Form verwendet wird, Frauen aber mitgemeint seien", heißt es in der Leitlinie. Ebenso wenig seien sogenannte binäre Formulierungen wie das Binnen-I oder die Doppelform ("Leserinnen und Leser") ausreichend.

"Frau" und "Herr" müssen weg

Nicht betroffen ist die persönliche Kommunikation. Websites und Dokumente der Universität Wien werden aber sukzessive angepasst. Gestrichen werden auch nicht unbedingt nötige Geschlechtsangaben – etwa bei Postaussendungen das "Frau" oder "Herr".

Einen Sonderfall bilden die Verleihungsbescheide akademischer Grade: Nach den derzeit geltenden Bestimmungen sind viele akademische Grade in einer männlichen und weiblichen Form definiert (zum Beispiel "Magister/Magistra"). Allerdings soll Personen mit einer anderen Geschlechtsoption als männlich oder weiblich die Wahlmöglichkeit eingeräumt werden, den akademischen Grad in männlicher oder in weiblicher Form verliehen zu bekommen.

Bewusste Empfehlung

Die Leitlinie der Universität Wien sei allerdings als "bewusst ausgesprochene Empfehlung" zu verstehen, wie eine Sprecherin betonte. Es gebe keine Verpflichtung zu den vorgeschlagenen Schreibweisen. Zwar seien Studierende auch aufgerufen, sich mit geschlechterinklusiver Sprache auseinanderzusetzen, auf wissenschaftliche Arbeiten wirkt sich die Leitlinie aber nicht aus. In ihren Arbeiten können Studierende weiterhin die von ihnen bevorzugte Schreibweise wählen. (APA, red, 17.12.2019)