Barbara Kappel galt lange als wirtschaftsaffine Personalreserve der Blauen.

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Wien – Die ehemalige FPÖ-Europaabgeordnete Barbara Kappel hat laut einem Bericht der Tageszeitung "Österreich" nun selbst eingeräumt, im Jahr 2018 von einem bulgarischen Geschäftsmann eine Spende in der Höhe von 55.000 Euro entgegengenommen und an die FPÖ weitergeleitet zu haben. Vorangegangen sein soll dem eine entsprechende Aufforderung des damaligen FPÖ-Chefs Heinz-Christian Strache.

Bereits Ende November hatte der "Kurier" berichtet, dass es Ermittlungen gegen Kappel gebe – die Staatsanwaltschaft Wien bestätigte damals, dass es ein Verfahren zur Causa gibt, dieses läuft nach wie vor. Allerdings werden weder Kappel noch der Geschäftsmann als Beschuldigte geführt.

Strache hat die Darstellung der ehemaligen freiheitlichen EU-Mandatarin umgehend via Facebook zurückgewiesen. Dies sei eine "glatte Lüge", schrieb er am Dienstag.

Kuverts in der Kärntner Straße

Laut Medienberichten soll die Ex-Mandatarin gegenüber den Ermittlern ausgesagt haben, dass sie im November und Dezember 2018 als Geldbotin tätig war. Die insgesamt 55.000 Euro soll sie in drei Tranchen in bar übernommen haben. Die Kuverts soll Kappel in einem Gebäude an der Kärntner Straße abgeholt und in den FPÖ-Parlamentsklub gebracht haben. Wer das Geld übernommen hat, ging laut "Kurier" aus Kappels Aussage nicht hervor. Bis zuletzt wollte sie die Causa nicht kommentieren.

"Österreich" berichtet in der Dienstag-Ausgabe nun, dass Kappel jetzt selbst gegenüber der Zeitung bestätigt habe, dass sie als "Geldbotin" tätig gewesen sei. Der Geschäftsmann habe sie zuvor um eine "Intervention" gebeten, als ein Geschäft "ins Stocken" geraten sei. Dafür habe sie sich das "Okay" des damaligen Parteichefs Strache holen wollen: "Strache meinte bei einer Veranstaltung im Palais Niederösterreich: 'Wenn du ihm schon mit so viel Einsatz hilfst, soll er doch etwas für die Partei spenden.' Ich fragte: 'Wie viel?' Strache antwortete: '100.000'", wird Kappel von "Österreich" zitiert.

Der Bulgare soll dann tatsächlich gezahlt haben, allerdings nur die erwähnten 55.000 Euro. Das Geld habe Kappel dann an einen "Mittelsmann" weitergegeben, einen "erst vor 25 Tagen verstorbenen Ex-Nationalrat", zu dem Strache "ein besonderes Vertrauensverhältnis" gehabt habe.

"Letztklassig und pietätlos"

"Ich kenne die geschäftlichen Verbindungen von Frau Kappel nicht, und ich weiß auch nicht, von wem Frau Kappel mit welchen Versprechungen Bargeld herausgelockt hat", so der an seiner Ibiza- und Spenden-Affäre gescheiterte Ex-Vizekanzler in seinem Facebook-Posting. "Dass ich gesagt haben soll, sie möge 100.000 Euro als Spende von einem bulgarischen Geschäftsmann fordern, ist eine glatte Lüge. Es ist auch keine Spende bei der Partei eingelangt," sagte Strache. Auch sei Kappel für das EU-Parlament nicht mehr als Kandidatin nominiert worden, betonte er. "Dass nunmehr behauptet wird, ein vor kurzem verstorbener und im Jahr 2017 aus Gesundheitsgründen zurückgetretener Abgeordneter hätte das Bargeld von Frau Kappel erhalten, ist nicht nur eine reine Schutzbehauptung, sondern auch letztklassig und pietätlos."

FPÖ-Chef Norbert Hofer erklärte dazu im Ö1-"Mittagsjournal", er könne "nicht sagen, wohin diese Beträge gegangen sind und wer sie erhalten hat. Jedenfalls nicht in die Parteikassen der FPÖ."

Kappel saß von 2014 bis 2019 für die FPÖ im Europaparlament. Die frühere Abgeordnete zum Wiener Gemeinderat wich aber in vielen Fragen von der Parteilinie ab. So wurde sie etwa von Kickl kritisiert, weil sie das EU-USA-Handelsabkommen TTIP nicht vollinhaltlich abgelehnt hatte. (red, APA, 17.12.2019)