Der Desktop dieses Systems erinnert verdächtig an Windows XP. Das Foto wurde im vergangenen November vom Kreml veröffentlicht.

Foto: Kreml

Glaubt man den Daten von Netmarketshare, so verwenden 2,3 Prozent aller Nutzer eines Desktop-Rechners oder Laptops heute immer noch Windows XP. Und offenbar gibt es auch Prominente in dieser kleinen Gruppe. Einer von ihnen soll der russische Präsident Wladimir Putin sein, schreibt der Guardian.

Diesen Schluss erlauben offizielle Fotos aus dem Amtssitz von Putin im Kreml, als auch von seiner offiziellen Residenz in Novo-Ogarjovo westlich der Hauptstadt. Auf den darauf sichtbaren Rechnern scheint die 2001 erschienene und seit April 2014 nicht mehr mit Updates versorgte Windows-Ausgabe zu laufen, der bekannte Hintergrund mit der saftig grünen Hügellandschaft wurde allerdings mit einem Foto des Kremls ersetzt. Zuletzt wurden entsprechende Fotos im November veröffentlicht, als Putin per Telefonkonferenz an einem Projekt zur "Schule von morgen" teilnahm.

Russland will nur noch heimische Software nutzen

Nicht ganz klar ist, warum Putin offenbar mit dem veralteten System arbeitet. Möglicherweise haben offizielle Vorgaben ein Upgrade auf eine neuere Version verhindert, während gleichzeitig Windows-abhängige Programme auf den Geräten laufen, die unter Linux (noch) nicht ordnungsgemäß funktionieren. Windows XP war die letzte Ausgabe des Betriebssystems, die offiziell für russische Behörden zugelassen wurde. Mittlerweile gilt offiziell sogar ein Verbot für den Einsatz ausländischer Software.

Langfristig sollen sich Regierungsbehörden von Produkten vorwiegend amerikanischer Hersteller wie Google und Microsoft trennen. In den nächsten Jahren soll eine "nationale" Linux-Distribution namens "Astra" ausgerollt werden und auch andere russische Software wie der Yandex-Browser anstelle von Chrome oder Firefox zum Einsatz kommen.

Internet-Skeptiker

Unklar ist, inwieweit Putins XP-Rechner abgesichert sind oder ob sie überhaupt direkten Zugriff auf das Internet haben. Der Präsident selbst soll das Netz nur sporadisch verwenden und betrachtet es als "CIA-Projekt", wohl weil der technische Vorgänger, Arpanet, von einer Agentur des US-Verteidigungsministeriums entwickelt wurde.

Unter Putin wurden Zensurmaßnahmen deutlich verschärft. Gegen kritische Blogger wurden bereits mehrfach hohe Strafen ausgesprochen, dazu versucht man seit geraumer Zeit, den verschlüsselten Messenger Telegram zu blockieren. Im Februar wurde zudem ein Gesetz beschlossen, auf Basis dessen das ganze Land vom globalen Internet abgekoppelt werden kann und Bürger dann nur noch Zugriff auf bestimmte, national verfügbare Inhalte hätten. (gpi, 17.12.2019)