Messi gegen Ramos: Der Clasico regt auch abseits der Politik auf.

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Barcelona – Drohungen der Separatisten, ein massives Aufgebot von Sicherheitskräften und eine ungewöhnliche Nähe während der Vorbereitung der ewigen Rivalen: Vor dem 179. Clasico in der Primera Division zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid ist alles anders. Die politisch brisante Situation in Katalonien zwingt zu einschneidenden Maßnahmen.

"Ich mache mir keine Sorgen. Am Ende wollen die Leute ein gutes Fußballspiel sehen, nichts weiter", sagte Reals Trainer Zinedine Zidane – es klang wie das Pfeifen im Wald. Denn vor dem heutigen, insgesamt 276. Duell, das am 26. Oktober hätte stattfinden sollen, herrscht alles andere als business as usual.

Die Unabhängigkeitsplattform Tsunami Democratic kündigte an, ihren Forderungen nach einem Unabhängigkeitsreferendum für Katalonien Ausdruck zu verleihen. "In einer Ausnahmesituation müssen wir außergewöhnlich handeln", hieß es. Mehr als 25.000 Anhänger der Bewegung wollen sich Stunden vor dem Anpfiff nahe dem Stadion versammeln. Schon im Oktober hatten Ausschreitungen infolge der Verurteilung von neun Separatistenführern zu langjährigen Haftstrafen zur Absage geführt. Auch der FC Barcelona hatte sich für die Inhaftierten eingesetzt.

Tür an Tür

Die Sicherheitsvorkehrungen wurden massiv erhöht, rund 3000 Polizisten und private Sicherheitsleute werden für das Spiel zusätzlich abgestellt. Für die Teams ändert sich der Ablauf vor dem Anpfiff um 20 Uhr. Tabellenführer Barca checkt im selben Hotel ein wie der punktgleiche Verfolger Real Madrid. Die Fahrt zum fast 100.000 Zuschauer fassenden Camp Nou wird zeitgleich in getarnten Bussen angetreten.

In der Vorsaison hatten in den vier Clasicos in der Liga und in der Copa del Rey die Katalanen mit drei Siegen und einem Remis die Nase vorn. In der Gesamtbilanz liegen die Königlichen aus Madrid mit 99:115 Siegen bei 61 Unentschieden zurück. Bei Clasicos in der Liga hält man bei 72:72 Erfolgen. Das alles heißt nichts für das nächste Kräftemessen. Es werde wieder "kompliziert", sagte Weltfußballer Lionel Messi, der in bisher 41 Clasicos 26 Tore erzielt hat und damit den Rekord hält.

Dass dies auch für die Umstände gilt, weiß der 31-jährige Argentinier, der im Mai aus den Händen von Regionalregierungschef Quim Torra den Creu-de-Sant-Jordi entgegennehmen durfte, nur zu gut. Das Georgskreuz ist die höchste Auszeichnung, die die Generalitat de Catalunya für Personen bereithält, die sich um die katalanische Sprache oder Kultur verdient gemacht haben. (Sigi Lützow, 17.12.2019)