US-Präsident Trump ist um gute Beziehungen zum türkischen Staatschef Erdoğan bemüht, das schlägt sich auch in der Geschichtspolitik nieder.

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Washington – Die Regierung unter US-Präsident Donald Trump hält im Gegensatz zum US-Kongress weiter an der Auffassung fest, dass es sich bei den Massakern an den Armeniern im Ersten Weltkrieg nicht um Völkermord handelt. "Die Position der Regierung hat sich nicht geändert", erklärte Außenamtssprecherin Morgan Ortagus am Dienstag. Er verwies auf eine Erklärung Trumps im April zum Jahrestag der Massaker, in der er nicht von Völkermord gesprochen hatte.

Der US-Senat hatte vergangene Woche einstimmig eine anderslautende Resolution verabschiedet, die bereits im Oktober vom Repräsentantenhaus beschlossen worden war. Im Einklang mit der Einschätzung in der Geschichtswissenschaft werden darin die Massaker im Osmanischen als Genozid eingestuft. Die Türkei bestellte daraufhin den US-Botschafter ein.

Trump will Erdoğan nicht verärgern

Trump ist bemüht, die Beziehungen zum türkischen Präsidenten Tayyip Erdoğan zu verbessern. Erdoğan hatte den Beschluss des Repräsentantenhauses als "wertlos" und den Vorwurf des Völkermords als "die größte Beleidigung unseres Volkes" bezeichnet.

Schätzungen zufolge wurden zwischen 1915 und 1917 im Osmanischen Reich bis zu 1,5 Millionen Armenier getötet. Die Türkei spricht von wesentlich geringeren Opferzahlen und weigert sich, die Massaker als Völkermord anzuerkennen. Ankara argumentiert, es habe Massaker auf beiden Seiten gegeben, außerdem viele Hungertote.

Als erstes großes europäisches Land stufte Frankreich 2001 die Massaker offiziell als Genozid ein. Der Deutsche Bundestag tat dies im Juni 2016, was eine schwere diplomatische Krise mit der Türkei auslöste. (APA, red, 17.12.2019)