In Vorständen trifft man eher auf einen Andreas als auf eine Frau.

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Heißt Ihr Kind Andreas? Oder gar Sie selbst? Dann haben Sie oder das Kind eine gute Chance auf eine Karriere, die in eine Vorstandsetage führt. Diesen Schluss lässt zumindest ein Blick auf die aktuellen Vorstandsmitglieder österreichischer börsennotierter Unternehmen zu. Dort sitzen derzeit 174 Männer, davon 16 mit dem Vornamen Andreas – und insgesamt nur 14 Frauen.

Man ahnt es: Dass mit dem Stichtag 1. Dezember 2019 die Wahrscheinlichkeit größer ist, dass ein Vorstandsposten von einem Andreas besetzt ist als von einer Frau egal welchen Namens, hängt weniger mit dem Privileg dieses Namens zusammen als vielmehr mit dem des männlichen Geschlechts. Obwohl: Nomen est omen. Andreas wird vom Altgriechischen "andreios" abgeleitet und bedeutet "männlich" und "tapfer". Attribute, die man besonders gern den Buben in die Wiege legt: Andreas gehört seit 1890 neben Peter, Michael und Thomas zu den vier häufigsten männlichen Vornamen.

Das Vorstandsmitglied von heute

Ein äußerst maskuliner Name also, mit dem man sich in dem nicht weniger maskulinen Vorstandsjob – 172 Männer versus 14 Frauen! – unter seinesgleichen fühlen kann. Denn es gibt noch mehr Gemeinsamkeiten als den Namen Andreas, auf die die Vorstandsmänner bei ihren Weihnachtsfeiern anstoßen könnten. Das heißt, wenn es irgendwem auffallen würde, dass das irgendwie alles aus einem Guss ist: weiß, vierzig Jahre aufwärts, dunkler Anzug, honoriger Gesichtsausdruck. So sieht das Vorstandsmitglied von heute aus. Den wenigen Frauen fällt es anders als dem Andreas höchstwahrscheinlich sehr wohl auf, dass sie sich in einem All Boys Club bewegen.

Man hat es also nicht weit gebracht mit dem in den letzten Jahren unter Managerinnen und Managern so beliebten Begriff der Diversity als freiwillige Maßnahme. Und zwingende Maßnahmen wie Quoten mag man schon gar nicht: so unelegant, so zwänglerisch. Da kann sie noch so gut wirken. Seit Einführung einer 30-Prozent-Frauenquote für die Aufsichtsräte heimischer Börsenunternehmen 2018 ist dort der Frauenanteil von 18,7 auf 25,6 Prozent gestiegen.

Trotzdem bleibt das Unbehagen, wenn es jemand nur aufgrund einer solchen Regelung in den Vorstand geschafft haben könnte. Der Beste soll ganz nach oben kommen, der beste Mann, der beste Andreas. Dass inoffizielle Männerquoten dabei behilflich sind, soll freilich niemand behaupten. (Beate Hausbichler, 18.12.2019)