Die Resultate der Befragung wurden anlässlich des Internationalen Tags der Migranten veröffentlicht.

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Asyl und Zuwanderung sind Dauerbrenner im öffentlichen Diskurs. Aber nicht alle Argumente basieren auf entsprechenden Tatsachen. Das Meinungsforschungsinstitut Integral wollte herausfinden, von welchem Irrglauben dieses Thema umwuchert ist. Dazu wurden im Oktober tausend Personen befragt. Das Ergebnis, das am Mittwoch anlässlich des Internationalen Tags der Migranten veröffentlicht wurde, zeigt: Österreicher überschätzen die Zahl der Asylanträge, die Arbeitslosigkeit unter Flüchtlingen und den Migrantenanteil in der Bevölkerung.

Asylanträge

Der Durchschnitt der Befragten schätzte die Anzahl der Asylanträge für das Jahr 2018 auf 57.000. In den westlichen Bundesländern vermutete man den Wert sogar bei 80.000. Tatsache ist: 2018 wurden 14.000 Anträge gestellt.

Arbeitslosigkeit

Von den 2015 nach Österreich gekommenen Flüchtlingen, die berechtigt sind, hier zu arbeiten, haben 44 Prozent der beim AMS gemeldeten Arbeitssuchenden inzwischen einen Job. AMS-Chef Johannes Kopf hatte sich im Sommer zuversichtlich gezeigt, dass bis 2020, also fünf Jahre nach ihrer Ankunft, die Hälfte von ihnen Arbeit gefunden haben wird. Der Durchschnitt der Befragten geht allerdings davon aus, dass nur ein Fünftel von ihnen mittlerweile Arbeit gefunden hat.

Anteil mit Migrationshintergrund

Der Durchschnitt der Befragten schätzt, dass 30 Prozent der in Österreich lebenden Menschen einen Migrationshintergrund (erste und zweite Generation) haben. In östlichen Bundesländern schätzt man den Migrantenanteil noch höher ein als im Westen. Laut Statistik Austria sind 23 Prozent der Bevölkerung Migranten. Nach Angaben von Integral wird der tatsächliche Anteil landesweit um 30 Prozent überschätzt.

Auch bei den Herkunftsländern von Personen mit Migrationshintergrund gehen falsche Einschätzungen um: "Nur knapp mehr als ein Drittel der Österreicher wissen, dass die größte Gruppe aus Deutschland kommt", sagt Sandra Cerny von Integral zum STANDARD. 37 Prozent ist nicht nur der Anteil der Befragten, die richtig liegen, sondern auch der Anteil der deutschen Migranten in Österreich. Deutlich dahinter folgt nach Angaben von Cerny, die als Quelle die Datenbank Statista zitiert, die Türkei mit 22 Prozent aller Migranten und Syrien mit 13 Prozent.

Verzerrte Wahrnehmungen

Für Cerny zeigt die Befragung, wie viele Mythen uns tagtäglich in den Medien begegnen, die durch Social Media oder informelle Stammtischgespräche beflügelt werden. Und dass Österreicher wenig Zeit hätten oder sich wenig Zeit nähmen, um tatsächlich zu recherchieren.

Insbesondere würden jene Milieus zu Fehleinschätzungen neigen, die Existenzängste haben oder ihren hart erarbeiteten Wohlstand gefährdet sehen. "Das sind speziell die Traditionellen, die konsumorientierte Basis und die bürgerliche Mitte, deren Ängste von der Politik leider auch instrumentalisiert werden, wodurch die Mythenbildung weiter gefördert wird", sagt Integral-Geschäftsführer Bertram Barth. (red, 18.12.2019)