Schreib drei nette Dinge auf zu den Kolleginnen und Kollegen.

Foto: Valentina Barreto/Westend

Wenn es so ist, dass eine neue Besinnung auf das Menschliche, den Menschen – von Fachleuten gern Human Renaissance genannt – die eindeutig gute Entwicklung im dräuenden Maschinenzeitalter ist, dann haben wir viel zu tun. Weil es sind nicht "die anderen", die jene Renaissance des Menschlichen gestalten, es sind ja wir. Wir sind also jetzt dazu aufgerufen, unsere Bilder von einander erst einmal zu über prüfen und neu zu rahmen. Da kommt schon einiges zutage, denn: Was machen wir üblicherweise, selbstverständlich und tagein/tagaus? Die Kollegen sortieren, bewerten und aussondern. Die Schlauen unter uns argumentieren, dass das ja nötig sei für die Orientierung, dass wir ja nicht alle eine happy Family sind in der Firma. Da gebe es nun einmal Freunde und Feinde, mächtigere Budgetinhaber, miese Chefs und blöde Kollegen, sture Mitarbeiter und überemotionale Mitarbeiterinnen. Und schon sind wir auf dem Punkt.

Das ist alt, das ist kein neuer Zugang zueinander, das ist keine Offenheit gegenüber Vielfalt. Die ist, ja eh, anstrengend und nicht "convenient". Dazu gesellt sich fröhlich eine bunte Mischung aus Neid, Missgunst, Kränkung und Enttäuschung in diesen hierarchischen Gefügen von Organisationen, auch wenn sie heute flacher sind und beweglicher. So ist das nun einmal unter uns Bürogehern.

Das kann man alles kaschieren mit Freundlichkeit, gutem Benehmen, taktisch schlauen Zügen. Das erleichtert das Zusammenleben, ändert aber nichts an den Gräben zwischen uns.

Da wir alle rund um Weihnachten zumindest ein paar Tage nicht im Gefüge funktionieren müssen, könnten wir doch eine kleine Fingerübung für den großen Plan des "Menschlichen im Maschinenzeitalter" machen. Beispielsweise über jede und jeden Kollegen drei nette Dinge aufschreiben, die wir auch wirklich so meinen. Auch wenn, gerade wenn sie oder er uns noch so garstig erscheint, einmal kurz auf die Suche nach den anderen Aspekten dieser Person gehen. Die sogar liebevoll ansehen und es aufschreiben, damit wir im nächsten kommenden Konflikt verbinden statt heiß zu laufen. (25.12.2019)