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Zur nächsten Mobilfunkgeneration kursieren allerhand Verschwörungstheorien. Die Panikmache ist unangebracht, allerdings gibt es auch seriöse Kritik am angelaufenen 5G-Ausbau.

Foto: REUTERS/Hannibal Hanschke

Zur nächsten Mobilfunkgeneration kursieren allerhand Verschwörungstheorien. 5G werde zur Dezimierung der Bevölkerung, zur Totalüberwachung oder zur Gedankenkontrolle genutzt, heißt es. Falschnachrichten über tote Vögel kursieren, auf Youtube wird in einem rund 80 Minuten langen Video gar vor einem "Ausrottungsereignis" gewarnt.

Die Panikmache aus dem Verschwörungseck ist unangebracht, allerdings gibt es auch seriöse Kritik am angelaufenen 5G-Ausbau. Besonders im urbanen Bereich wird es deutlich mehr Funkstationen geben, die allerdings mit niedrigerer Sendeleistung operieren als die Sendeanlagen für großflächige Abdeckung. Die Ärztekammer sieht eine "weitere Belastung mit gepulsten Mikrowellen" und fordert weitere Untersuchungen hinsichtlich der Effekte auf "Anwohner im Nahbereich von 5G-Antennen". Zudem fordert man einen Ausbau der Kabel- und Glasfasernetze, die für den Internetzugang zu bevorzugen seien.

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Wenig erforschte Millimeterwellen

Auch Krebsängste plagen so manche Verbraucher, ähnlich wie es schon beim Ausbau von 3G vor einem Jahrzehnt der Fall war. Die Daten sprechen allerdings eher dagegen, dass der Mobilfunk über die aktuell genutzten Frequenzen im Bereich von 700 MHz bis etwa drei GHz hier eine signifikante Gefahr darstellt. Denn seit 25 Jahren, so lange gibt es in Österreich etwa flächendeckende Mobilfunknetze, bleibt der Anteil der Neuerkrankungen bei Hirntumoren laut Daten der Statistik Austria stabil. Allerdings haben manche Krebsarten eine Latenzzeit von mehreren Jahrzehnten, weswegen die Ärztekammer von einer abschließenden Beurteilung abrät.

Dünn ist die Forschungslage noch im Bereich der sogenannten "Millimeterwellen" ab etwa 26 GHz. Diese stehen im Verdacht, Schädigungen der Haut- und Augenoberfläche zu verursachen. Derzeit ist dieser Bereich in Österreich noch kein Thema, die Einsatzmöglichkeiten sind aufgrund der niedrigen Reichweite zudem begrenzt.

Weniger Digitalzeit

Allgemein fordert die Ärztekammer eine Reduktion der "Digitalzeit", besonders bei Jugendlichen. Mit Sorge beobachtet man eine Zunahme von Sehstörungen und Stoffwechselproblemen wie auch von psychosozialen Störungen. Gegen die "Folgen des Smartphones" ist nach Ansicht der Mediziner ohnehin ein "radikales Gegensteuern" notwendig. Schnelles Internet könne auch über eine Kabelverbindung "perfekt bereitgestellt" werden, "es gibt kein Menschenrecht auf mobiles HD-Streaming", heißt es.

Statt den 5G-Ausbau massiv voranzutreiben, solle man lieber im Bereich des Klimaschutzes die "Anstrengungen verdoppeln". Hier hinke Österreich ohnehin hinterher. Gleichzeitig verursache die Verbrennung fossiler Stoffe in Motoren und Öfen jährlich rund 2000 Todesfälle. (Georg Pichler, 19.12.2019)