Sophie Berger und Sven Kaschte in "Der gestiefelte Kater" im Dschungel Wien.

Rainer Berson

Wer einzig die Aussicht hat, von seinem Herrn und Besitzer zu schnöden Lederhandschuhen verarbeitet zu werden, der muss sich dringend etwas einfallen lassen. Tut er: Der gestiefelte Kater hat Pläne! Sie retten in absehbarer Zeit nicht nur ihm das Hinterteil, sondern auch dem Müllersohn, der bei der Erbverteilung brutal das Nachsehen hatte. Die Katze ist sein einziges Hab und Gut, aber dieses hat es in sich.

Die raffinierten Tauschgeschäfte und Verstellungskünste des Vierpföters gehören zu den unverwechselbaren Geschichten in den Hausmärchen der Gebrüder Grimm, und sie haben einen Spindoktor kreiert, den die Welt bis dato noch nicht gesehen hatte. Die schlaue Mietze muss sich vermenschlichen (Stiefel tragen), um unter Menschen zu überleben, und wird es am Ende gar zum Minister gebracht haben! Politik war scheinbar immer schon in der Hauptsache eine Show.

Eloquenz und Selbstbewusstsein

Paola Aguilera deutet in ihrer Inszenierung (ab sechs Jahren) die unsympathische Ellbogenpolitik um in eine Erfolgsstory positiver Machart. Es geht weniger um hinterhältige Tricks als um Fertigkeiten wie Eloquenz und Eigenschaften wie Selbstbewusstsein und Souveränität. Und das mit viel Musik. Bis 5. Jänner ist sie noch im Dschungel Wien im Museumsquartier zu sehen.

Paola Aguilera, in Chile geboren, in Peru, Rumänien und Deutschland aufgewachsen, ist nach ihrem Schauspielstudium am Konservatorium der Stadt Wien und einem anschließenden Regiestudium an der Moving Academy for Performing Arts in Amsterdam seit über zehn Jahren in der freien Theaterszene in Österreich tätig. Sie ist darüber hinaus Mitbegründerin und Regisseurin des Kollektivs Plaisiranstalt.

Im Gestiefelten Kater spielen Sophie Berger, Rino Indiono, Sven Kaschte und Adrian Stowasser. (afze, 19.12.2019)