Ein Bild aus besseren Zeiten. Nach dem Ibiza-Video glaubte Strache (links) laut einem Bericht der "Krone" an ein Komplott von Gudenus und Kollegen gegen sich.

Foto: APA/ Fohringer

Wien – Der ehemalige FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache hat nach der Veröffentlichung des Ibiza-Videos wohl an eine freiheitliche Verschwörung gegen sich geglaubt. Johann Gudenus hatte Strache 2017 ja mit der vermeintlichen Oligarchennichte bekannt gemacht und das verhängnisvolle Treffen in der Finca auf Ibiza vermittelt. Deshalb soll Strache nach Publikwerden des Videos einen Detektiv beauftragt haben, um – unter anderen – seinen alten Freund Gudenus zu bespitzeln, den er für den Teil eines Komplotts hielt. Das berichtete die "Kronen Zeitung" am Donnerstag. Gudenus soll auf Geheiß Straches wochenlang ausspioniert worden sein.

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Auf den Fotos, die nun aus dem Verschlussakt ans Licht gelangt sind, ist Gudenus unter anderem beim Einsteigen in seinen Wagen und nach einem Restaurantbesuch mit einem Bekannten zu sehen. Die Überwachungsfotos vom Juni wurden laut "Krone" im August bei der Hausdurchsuchung in Straches Klosterneuburger Villa von der Soko Ibiza sichergestellt. Dem Bericht zufolge wurde auch Straches Nachfolger als Wiener FPÖ-Chef, Dominik Nepp, bespitzelt. Insgesamt sei bis zu zehn Personen nachspioniert worden, darunter auch Ex-Innenminister Herbert Kickl, berichtet "OE24" mit Verweis auf Ermittlerkreise.

Strache soll FPÖ Rechnung von Detektiv vorgelegt haben

FPÖ-Chef Norbert Hofer sagte am Donnerstagvormittag im Rahmen einer Pressekonferenz, dass Strache der Partei die Rechnung einer Detektei vorgelegt habe. Strache habe die Kosten für die Beschattung von Gudenus, der unmittelbar nach dem Ibiza-Skandal aus der Partei ausgetreten war, offenbar der FPÖ verrechnen wollen. Laut Hofer hat die FPÖ dieses Ansuchen abgelehnt, die Rechnung nicht bezahlt und an den Auftraggeber weitergeleitet. Über die Höhe der Rechnung wollte Hofer keine Auskunft geben. Von der Beauftragung des Detektivs habe er zuvor nichts gewusst, und auch, wen genau Strache durch den Detektiv beschatten ließ, ging laut Hofer aus der Rechnung nicht hervor.

Strache selbst widerspricht dieser Darstellung in einem Posting auf seiner Facebook-Seite. Demnach habe er lediglich Ermittlungsergebnisse von "engagierten Bürgern" erhalten, die auch Privatdetektive beauftragt hätten, um den Hintermännern der Ibiza-Falle auf den Grund zu gehen. "Von mir selber gab es jedoch keinen derartigen Auftrag für Ermittlungen und auch definitiv keine Rechnung an die Partei!", schreibt Strache.

Gudenus-Anwalt kann Bespitzelung nicht nachvollziehen

Für Heinz-Dietmar Schimanko, den Anwalt von Gudenus, ist nicht nachvollziehbar, wieso Strache seinen Mandanten bespitzeln hätte sollen. Strache sollte mittlerweile erkannt haben, dass Gudenus selbst Opfer einer Videofalle geworden ist, sagte Schimanko am Donnerstag im Gespräch mit dem Ö1-"Mittagsjournal". Dass Strache argwöhnisch war, erscheint für den Anwalt indes verständlich. "Ja, es ist für mich nachvollziehbar, dass Heinz-Christian Strache misstrauisch war – nachdem er Opfer eines so niederträchtigen Angriffs mit irreführend unvollständiger Videoveröffentlichung war", sagte Schimanko.

Auch Nepp meldete sich am Donnerstag zu Wort. Von Strache sei er menschlich enttäuscht, da er dachte, sie seien Freunde gewesen, so Nepp in einer Aussendung. Seiner Frau seien schon im vergangenen Sommer regelmäßig Personen aufgefallen, die bei seiner Wohnung herumgeschlichen wären. Als er diese Beobachtungen bei den Behörden meldete, wurde ihm bestätigt, dass "eine private Überwachungsaktion" stattgefunden habe. Wer dahintersteckte, war damals noch unklar. (red, APA, 19.12.2019)