Der Schiefe Turm von Pisa begann sich beim Bau der oberen Stockwerke zu neigen. Schuld daran war der instabile Untergrund. Im 20. Jahrhundert wurden Millionen investiert, um das Bauwerk zu retten.

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Der Schiefe Turm von Pisa wurde in der ersten Phase unter dem Architekten und Bildhauer Bonanno Pisano errichtet. Das bestätigt nun ein Fund der Paleografie-Expertin Giulia Ammannati von der Scuola Normale di Pisa. Sie entzifferte einen Stein mit lateinischer Inschrift, der 1838 in Bonannos Grab bei Ausgrabungen um den Turm gefunden worden war.

Auf dem schwer lesbaren Stein fanden sich zwei lateinische Hexameter, in denen sich Bonanno als Erbauer des "wunderbaren Werks" bezeichnet. Ammanitis Entdeckung bestätigt Behauptungen des Renaissance-Architekten Giorgio Vasari, der Bonanno als ersten Architekten des Turmes genannt hatte. Trotz Vasaris Namensnennung blieb die Identität des ersten Architekten umstritten.

Drei Bauphasen und 177 Jahre waren nötig um den Turm zu errichten. Bonanno Pisano begann 1173 mit dem Bau und errichtete den ersten Stock, der von 15 Säulen aus weißem Marmor mit klassischen Kapitellen und Blendbögen umgeben war. Beim Bau des dritten Stocks im Jahre 1178 kippte der Turm aufgrund des instabilen Untergrunds, auf dem er errichtet wurde, um fünf Zentimeter, weshalb der Bau eingestellt wurde.

Umfangreiche Sicherungsarbeiten

Erst 100 Jahre später nahm Giovanni Di Simone die Arbeiten wieder auf und versuchte die Schieflage zu kompensieren. Das Ergebnis war jedoch nicht wie erwartet, der Glockenturm stand immer noch schief und die Arbeiten wurden deshalb erneut eingestellt. Tommaso Pisano führte die Errichtung des Glockenturms fort und vollendete den Bau 1372.

Das 800 Jahre alte Bauwerk war zwischen 1993 und 2001 mit tonnenschweren Gewichten unter dem Fundament um 44 Zentimeter "geradegezogen" worden. Während der Aktion wurde es durch starke Stahlseile gesichert.

Der Schiefe Turm von Pisa, der zum Unesco-Weltkulturerbe zählt, wurde im Dezember 2001 nach elf Jahren wiedereröffnet, inzwischen für Besucher aber wieder geschlossen. Die Bauarbeiten kosteten 28 Millionen Euro. (red, APA, 19.12.2019)