Manfred Wuits, Inhaber des Szenelokals Werkzeug H, und Ö1-Redakteurin Anna Masoner wohnen in Wien-Margareten. Ihre Wohnung ist Produkt von realisierten und nichtrealisierten Umbaumaßnahmen.

"Wir sitzen hier auf einer roten, ausgesessenen Ikea-Couch aus den Nullerjahren. Nicht wirklich schön, aber dafür bequem, katzenrobust und absolut alltagsstrapazierfähig. Das ist das gemütlichste Eck unserer Wohnung. Trotzdem haben wir schon oft darüber nachgedacht, dieses ausklappbare Schlafsofa gegen ein richtiges, noch gemütlicheres Sofasofa auszutauschen.

Solche Projekte sind wichtig, aber nicht alle Projekte sind dazu da, umgesetzt zu werden. Denn parallel zum Sofasofa-Projekt lauert an derselben Stelle das Wir-bauen-uns-jetzt-ein-Podest-Projekt. Dadurch, dass wir keinen Balkon haben, könnte man hier, wo das Sofa steht, ein Holzpodest auf Höhe des Fensterbretts errichten, damit man beim Lümmeln durchs Fenster auf die Straße hinausschauen kann.

Den ersten Schritt des Projekts haben wir immerhin geschafft: Wir haben die Kastenfenster renoviert und abgedichtet, sodass wir im Winter nun nicht die Margaretenstraße mitheizen. Das Restprojekt steht noch aus.

Wir haben viele Projekte im Kopf. Sie beflügeln uns, denn sie machen – solange sie noch nicht realisiert sind – Möglichkeitsräume auf! Als wir 2011 eingezogen sind, wollten wir das Bad renovieren. Zu Beginn war das Projekt im Kopf, 2013 gab es dann erste Skizzen und Pläne, vor ein paar Wochen haben wir einen 3D-Plan mit ein paar Varianten aus dem Jahr 2015 gefunden, und dieser Fund hat uns nun dazu bewegt, das Projekt wiederaufzugreifen, die unterschiedlichen Renovierungs- und Einrichtungsvarianten auf Aquafix aufzuzeichnen und von unseren Freunden und Bekannten, die zu Besuch kommen, abstimmen zu lassen.

Eines der dann tatsächlich realisierten Projekte: Wir haben das Klo renoviert. Klingt nichtiger, als es war, denn immerhin ist es uns gelungen, auf winzigster Fläche ein kompaktes, modernes Klosett hinzustellen und noch Platz für ein kleines Handwaschbecken zu schaffen.

Um uns das Stemmen zu ersparen, gibt es keinen eigenen Ablauf in der Wand, sondern ein raffiniert verkleidetes Abflussrohr, das in den Spülkasten mündet.

Die Wohnung befindet sich in der Nähe vom Hundsturm, eigentlich eine nette Hood, die sich mehr und mehr entwickelt, im zweiten Stock eines unaufregenden Altbaus. Wir wohnen auf 90 Quadratmetern, wobei ein Teil dieser Fläche von irgendwelchen geretteten Büropflanzen in Anspruch genommen wird – sie und unser begrünter Innenhof sind unser Ersatz für das nicht vorhandene Grün auf der Straße rundherum. Der größte Fan dieses Großstadtdschungels ist unser Kater Chebur, den ein Freund von uns auf der Straße in Moskau gefunden hat.

Eigentlich ist die gefühlte Wohnfläche noch viel, viel größer, denn wir haben eine echt gute Beziehung zu unseren Nachbarn. Die Community war nie geplant, sie hat sich entwickelt. Wir kümmern uns gegenseitig um Haustiere und Pflanzen in den Wohnungen der anderen und treffen uns bei einer Nachbarin, die den besten Beamer im Haus hat, um gemeinsam Kinofilme zu schauen. Unsere Schlüssel sind daher bei Nachbarn deponiert, das ist sehr praktisch, wenn man sich mal aussperrt. Und zu Weihnachten haben wir einen Keksebackmarathon für Freunde und Nachbarn organisiert. Es gibt einen neuen Bewohner im Haus, der wurde gleich unser bester Freund, denn er hat einen echt guten Backofen.

Wünsche für die Zukunft haben wir viele. Einen haben wir uns auch schon erfüllt: Ums Eck von hier gibt es einen neuen Dachgarten mit Swimmingpool, Sauna, Dampfbad und Tepidarium, an dem sich Anrainer aus der Umgebung als zahlende Mitglieder beteiligen können. Erst kürzlich haben wir dort in der Sauna sitzend einen alten Bekannten aus Studienzeiten wiedergetroffen." (Wojciech Czaja, 7.1.2020)