Bis zu 100 Mal öfter würden Menschen mit asiatischem und afroamerikanischem Aussehen falsch identifiziert werden, lautet das vernichtende Fazit der Studie.

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Gesichtserkennungssoftware erkennt Menschen mit nichtweißer Hautfarbe weitaus schlechter, bestätigt eine behördlich durchgeführte Studie des National Institute for Standards and Technology nun. Wie die "Washington Post" berichtet, dürfte das in den USA für weitere Zweifel an der technischen Methode führen, die in den vergangenen Jahren immer aktiver zum Einsatz gekommen ist.

Bis zu 100 Mal öfter würden Menschen mit asiatischem und afroamerikanischem Aussehen falsch identifiziert werden, lautet das vernichtende Fazit der Studie. Vor allem dunkelhäutige Personen, speziell afroamerikanische Frauen, würden schlechter erkannt werden. Die Software sei zudem auch bei älteren Personen und Kindern ungenauer.

"Algorithmischer Bias"

Je nach System variiere, wie die "Washington Post" berichtet, die Genauigkeit. Bei der Studie wurden ähnliche Suchen durchgeführt, wie jene, die bei Behörden zum Einsatz kommen. Dabei vergleichen Ermittler anhand einer Software das Bild einer verdächtigen Person mit einer Datenbank. Demnach gebe es "empirische Evidenz", dass die meisten Gesichterkennungsalgorithmen "demografische Unterscheidungen" aufweisen, die zu einer niedrigeren Genauigkeit basierend auf Alter, Geschlecht und Ethnie führen könnten, so die Studienautoren der Behörde. Andere Untersuchungen unterschiedlichster Universitäten waren zuvor zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen.

In den USA wird Gesichtserkennung immer aktiver eingesetzt – das FBI etwa führte seit 2011 über 390.000 Suchanfragen mittels der Methode aus. Gleichzeitig werden aber auch Stimmen für eine Regulierung laut. Die Studienautoren geben an, "schockiert" über die Resultate zu sein und fordern, dass Pläne einer Ausweitung der Technologie aufgrund des "algorithmischen Bias", wie Forscher diese Ungenauigkeit nennen, überdacht werden. San Francisco, Oakland und zwei weitere US-Städte in Massachusetts haben aufgrund ihrer Bedenken Gesichtserkennung bereits verboten.

Auch in Österreich

Auch in Österreich soll die Methode ab kommenden Jahr zum Einsatz kommen. Eigentlich hätte das bereits heuer geschehen sollen, jedoch ist es zu Verzögerungen bei der technischen Implementierung gekommen. Ein konkretes Datum gibt es nicht, jedoch werde man zunächst nur beim Bundeskriminalamt abgleichen, eine Anbindung der Landeskriminalämter ist mit Ende 2020 zu erwarten. Zum Einsatz kommt eine Software des Dresdner Unternehmens Cognitec Systems zum Einsatz, wie durch Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage bekannt wurde.

Im Grunde genommen wird die österreichische Polizei Fotos aus eigenen Referenzdatenbanken mit Aufnahmen von Überwachungskameras automatisiert abgleichen. Meldet die Software einen Treffer, soll dieser von einem Menschen nachgeprüft werden. Ein Abgleich in Echtzeit ist nicht vorgesehen. (muz, 26.12.2019)