Facebook will die Abhängigkeit von Google loswerden.

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Facebook mag eines der einflussreichsten Unternehmen der Welt sein, eines hat es aber nicht: ein eigenes Betriebssystem. Das mag für Außenstehende zunächst als kleines Detail erscheinen, bei Facebook sieht man darin aber ein echtes strategisches Problem. Immerhin ist damit der Erfolg der eigenen Dienste auch direkt von den Entwicklungen anderer abhängig – nicht zuletzt Google und dessen Betriebssystem Android. Genau das würde das Unternehmen nun gerne ändern.

Ambitionen

Facebook arbeitet an einem eigenen Betriebssystem, bestätigt Hardwarechef Andre Bosworth gegenüber "The Information". Man könne nicht einfach auf die Konkurrenten vertrauen, dass in der nächsten Generation noch Platz für die eigenen Dienste sei, umreißt Bosworth die Überlegungen hinter dem Projekt. Ziel sei es, dass künftige Hardware-Produkte von Facebook mit dem eigenen Betriebssystem ausgestattet werden. Bisher nutzt das Unternehmen sowohl für seine VR-Brillen der Oculus-Reihe als auch für die smarten Portal-Displays eine modifizierte Variante von Android.

Allerdings bleiben bei dem Bericht auch viele Fragen offen, allen voran, wie weit die Entwicklung bereits fortgeschritten ist. Auch zu technischen Details, wie der Frage, ob es sich um eine komplette Neuentwicklung handelt oder ob man etwa einen Linux-Kernel verwendet, äußert sich Facebook bislang nicht. Zumindest ein interessantes Detail bietet der Bericht dann aber doch noch: So soll die Entwicklung des neuen Betriebssystems von Mark Lucovsky geleitet werden, und damit einem der Co-Autoren von Windows NT – also einem echten Veteranen der Branche.

Zusammenspiel

Durch die Kombination von Hard- und Software will Facebook offenbar einen ähnlichen Weg wie Apple einschlagen, das mit der engen Verbindung dieser beiden Bereiche sehr erfolgreich ist. Gleichzeitig muss man allerdings auch betonen, dass der iPhone-Hersteller in der Branche damit eine Ausnahmeerscheinung darstellt.

Was kommt

Neben den erwähnten Oculus- und Portal-Geräten arbeitet Facebook derzeit noch an anderer Hardware. So bestätigt auch Bosworth, dass man unter dem Codenamen "Orion" derzeit Augmented-Reality-Brillen entwickelt, die 2023 auf den Markt kommen sollen, wenn alles gut geht. Dabei forscht Facebook auch an einem Interface, das die Steuerung mit Gedankenkraft ermöglichen soll – ob daraus schlussendlich ein marktfähiges Produkt wird, muss sich natürlich erst zeigen.

Facebook hat in den vergangenen Jahren immer stärkeres Interesse an der Entwicklung eigener Hardware gezeigt. So arbeitet das Unternehmen mittlerweile sogar schon an eigenen Chips. Dies obwohl man in der Vergangenheit nicht immer Glück mit diesem Bereich hatte. Frühe Versuche wie ein eigenes Facebook-Smartphone, das in Kooperation mit HTC entwickelt wurde, waren ein kompletter Reinfall. Und auch die Portal-Geräte sind bisher auf wenig Gegenliebe gestoßen. (apo, 20.12.2019)