Foto: Franziska Zoidl

Noch dominiert das Piepsen der Kassa die Geräuschkulisse im Supermarkt. Das könnte sich aber ändern. Denn in einem am Donnerstag eröffneten Billa im Bürocluster Euro Plaza in Wien-Meidling kommt erstmals der Bezahlservice Scan & Go zur Anwendung. Kunden können mit der App des Grazer Start-ups Wirecube ihre Einkäufe selbst scannen und per Kreditkarte bezahlen. Schlangestehen an der Kassa ist nicht mehr notwendig.

Leberkässemmel mit Senf

Wenige Tage vor Weihnachten decken sich viele vor ihrem Bürotag noch einmal mit dem Allernötigsten ein. Leberkässemmeln mit Senf und Extrawurstsemmeln mit Gurkerln gehen schon in der Früh über die Theke. Aber auch fertig abgepackte Salate, Kaffee und Müsli werden mitgenommen. Mit dem Handy in der Hand laufe aber nur ich durch das Geschäft – auch wenn eine Verkäuferin berichtet, dass die neue Bezahlmethode sehr gut ankommt.

Im Selbstversuch funktioniert der Download der App problemlos. Ich registriere mich, wähle die Billa-Location aus und kann sofort mit dem Scannen der Barcodes mittels Kamerafunktion beginnen. Da die Kollegen im Büro alle verkühlt sind, schaut der knallgrüne Antioxidant-Smoothie im Kühlregal besonders verlockend aus. Ich nehme eine Flasche, scanne den Barcode – und nach ein paar Sekunden erscheint am Display die Info zum Produkt inklusive Preis. Auch die Anzahl der Produkte, die in den digitalen Warenkorb wandern sollen, kann nun ausgewählt werden. Ein Smoothie reicht mir aber für heute.

Probleme mit der Laugenbreze

Auch bei anderen Produkten – Süßigkeiten, Pasta, Salat – funktioniert das Scannen einwandfrei. Wer es sich anders überlegt, kann einzelne Produkte auch wieder aus dem Warenkorb entfernen. Einzig bei der Laugenbreze, die sich Kunden selbstständig mit einer Zange aus der Brottheke klauben können, funktioniert das Scannen des Strichcodes durch die Plastikscheibe des Brotbehälters nicht. Die Verkäuferin hinter der Theke weiß Bescheid: Sie druckt den Barcode aus, dann funktioniert es.

Im Kassenbereich gibt es Platz für Kunden, die mittels App bezahlen wollen. Hier werden die Einkäufe – maximal zehn können mit der Bezahlmethode bezahlt werden – abgelegt und in der App bezahlt. Nun muss noch einmal ein Barcode gescannt werden, dann ist der Einkauf abgeschlossen. Die Rechnung scheint am Handy auf.

Jetzt bin ich trotzdem unsicher: War's das? Kann ich jetzt einfach mit den Einkäufen aus dem Geschäft spazieren? Die anderen Kunden stehen an der Kassa oder beim Self-Check-out. Ich wende mich hilfesuchend an eine Verkäuferin beim Ausgang. Sie zückt ihr Handy, um zu überprüfen, ob und was ich bezahlt habe. Ganz ohne Kontakt zu den Mitarbeitern funktioniert die Methode also auch nicht.

Zeitersparnis

Fazit: Das Einkaufen mit der App funktioniert einwandfrei. Eine Zeitersparnis bringt die neue Bezahlmethode aber nur, wenn die Schlangen an den Kassen lang sind. In meinem Fall wäre ich an der regulären Kassa oder an der Self-Check-out-Kassa wohl gleich schnell gewesen. Und ständig das Handy in der Hand halten zu müssen wird bei größeren Einkäufen schnell mühsam.

Für den Weihnachtseinkauf geht es also doch wieder an die traditionelle – und piepsende – Kassa. (Franziska Zoidl, 20.12.2019)