Vanillekipferl: 39 Kalorien – 5:15 Minuten schwimmen
Foto: istockphoto
Zimtstern: 46 Kalorien – 5:20 Minuten eislaufen
Foto: istockphoto
Linzer Auge: 53 Kalorien – 4:45 Minuten laufen
Foto: istockphoto
Lebkuchen: 143 Kalorien – 14:24 Minuten Rad fahren
Foto: istockphoto

Der gut gefüllte Keksteller gehört für viele zu Weihnachten einfach dazu. Ein Lebkuchen hier, ein Vanillekipferl da, und die Zimtsterne müssen auch noch gekostet werden. So läppert sich über den Tag verteilt einiges zusammen. Denn eine Handvoll Kekse hat schnell so viele Kalorien wie eine Hauptmahlzeit. Was viele nicht wissen: Um sich diese wieder herunterzutrainieren, muss man – je nach Sportart – lange körperlich aktiv sein.

"Konsumenten sind oft schockiert, wie viel Bewegung erforderlich ist", sagt Amanda Daley, Autorin einer aktuellen Studie der Loughborough University in Leicestershire. Dafür wurden 14 Studien, die sich mit der Kennzeichnung von Lebensmitteln beschäftigen, analysiert. Vor kurzem erschienen die Ergebnisse im Fachmagazin Journal of Epidemiology and Community Health.

Man wisse aus Befragungen, dass viele Menschen die Kalorienanzahl von Nahrungsmitteln unterschätzen, so die Wissenschafter. Sie regen an, auf Lebensmittelverpackungen zu schreiben, wie lange man sich bewegen muss, um konsumierte Kalorien wieder herunterzutrainieren. "Vier Stunden gehen" würde dann auf einem Pizzakarton stehen. "22 Minuten laufen" auf einer Tafel Schokolade. Das klingt fast ein bisschen nach den Warnhinweisen, die zur Abschreckung auf Zigarettenpackungen stehen.

Bewusstsein steigt

Denn abschrecken würden auch die Infos zur Bewegung, sind die Forscher überzeugt. Durch die Kennzeichnung steige bei Konsumenten das Bewusstsein für Kalorien – und sie würden zu gesünderem Essen greifen. Bis zu 200 Kalorien täglich haben jene Menschen weniger gegessen, die auf den Lebensmitteln lesen konnten, wie viel Bewegung sie dafür machen müssten.

Ein durchschnittlicher Mann braucht täglich 2500, eine Frau 2000 Kalorien, damit der Körper funktionieren kann. Wie viele Kilokalorien man bei unterschiedlichen Sportarten verbrennt, erhebt die Harvard Medical School seit 2004 – die Liste ist online einsehbar und wird laufend aktualisiert. Der Verbrauch ist aber auch abhängig von Faktoren wie Geschlecht, Alter und Gewicht – und der Intensität, in der man die jeweilige Sportart ausübt.

Ein knapp 70 Kilogramm schwerer Mensch verbrennt bei 30 Minuten Fernsehen nur mickrige 28 Kilokalorien – das ist nicht einmal ein ganzes Vanillekipferl. Beim Joggen geht das Verbrennen der Kekse hingegen deutlich schneller. Dafür muss man sich auch mehr anstrengen: Eine etwa 70 Kilo schwere Person, die mit fünf Minuten auf den Kilometer recht zügig läuft, verbrennt in einer halben Stunde 465 Kalorien. Zur Motivation: Das sind fast zehn Zimtsterne. Überhaupt werden am meisten Kalorien bei sehr schnellem Laufen (15 km/h) und Radfahren (mehr als 30 km/h) verbrannt.

Richtig genießen

Jetzt bei jedem Keks nur noch die Kalorien zu zählen ist trotzdem nicht sinnvoll. Das findet auch die Sportwissenschafterin Elisabeth Niedereder vom Fitnessstudio Tristyle. Als Strategie für die Feiertage rät sie, einen Tag lang das Essen richtig zu genießen. Und auch an den anderen Feiertagen muss man den Keksteller nicht ganz links liegen lassen: "In drei Tagen kann man gar nicht so viel essen, dass man dauerhaft zunimmt", beruhigt Niedereder. Vorausgesetzt, man isst an den darauffolgenden Tagen wieder in einem normalen Ausmaß.

Als Ausgleich zur Keksvöllerei rät die Expertin dazu, sich an den Feiertagen zumindest eine Stunde pro Tag an der frischen Luft zu bewegen. Da reiche schon, einmal das Auto stehen zu lassen und zu Fuß zu den Verwandten oder in die Kirche zu gehen. Immerhin: Bei einem einstündigen gemütlichen Spaziergang verbrennt man rund 300 Kalorien – einige Kekse also. (Franziska Zoidl, Bernadette Redl, 21.12.2019)