Vincent Kriechmayr an der Spitze.

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St. Christina/Gröden – Nach etlichen Unterbrechungen wegen Nebels durfte Vincent Kriechmayr im Super-G von Gröden doch noch jubeln. Der 28-jährige Oberösterreicher setzte sich am Freitag auf der verkürzten Saslong 0,05 Sekunden vor dem Norweger Kjetil Jansrud und dem Deutschen Thomas Dreßen (0,22) durch. Hinter dem Italiener Dominik Paris (0,36) fuhr der nicht ganz fitte Hannes Reichelt (0,38) als zweitbester Österreicher auf Rang sechs.

FIS Alpine

Immer wieder ins Grödnertal einziehender Nebel ließ Kriechmayr lange zittern. Der Bewerb wurde nach vier und 20 Läufern jeweils lange unterbrochen. Erst knapp dreieinhalb Stunden, nachdem der erste Läufer ins Rennen gegangen war, war der zweite Saisonsieg von Österreichs Speed-Herren nach Matthias Mayer amtlich. Nach 48 Läufern wurde das Rennen schließlich doch abgebrochen. Mit seinem dritten Karriere-Erfolg im Super-G übernahm Kriechmayr auch die Führung im Gesamtweltcup, er führt 48 Punkte vor dem Franzosen Alexis Pinturault.

"Besser, als erwartet"

Der nach Magen-Darm-Problemen gezeichnete Reichelt überraschte mit der sechstschnellsten Zeit. "Gestern Nachmittag habe ich noch Durchfall gehabt", erzählte der Salzburger, der laut eigener Aussage drei Kilo verlor. Eine Leistung, die "besser als erwartet" ausfiel, gab dem Routinier Zuversicht für die am Samstag (11:30 Uhr) angesetzte Abfahrt.

Da will es auch Mayer (0,59), der bei schlechter Bodensicht eine Welle unterschätzte, auf der Saslong wieder besser machen. "Ich habe die Welle bei der Besichtigung nicht so arg im Kopf gehabt", meinte der Super-G-Sieger von Lake Louise. Der mit Startnummer 35 gestartete Stefan Babinsky und Christian Walder holten als ex aequo 20. (+1,10) Weltcup-Punkte, die Max Franz nach verpatzter Fahrt als 36. verwehrt blieben.

Für Kriechmayr, der beim Warten zwischenzeitlich eine Gulaschsuppe einnahm, reichte es nach einem dritten und siebenten Platz im dritten Saison-Super-G zum großen Wurf. "Für das viele Lob, habe ich noch sehr wenig erreicht", sagte er vor dem Rennen. Am Freitag sollte er erneut lobende Worte einheimsen. "Der Vinc ist die Ciaslat wie aus einem Guss gefahren", meinte Reichelt.

Eindringling

Und auch der knapp zweitplatzierte Jansrud (Sieger 2014 und 2016), der gemeinsam mit seinem Landsmann Aksel Lund Svindal die Gröden-Rennen zuletzt dominiert hatte, witterte einen Eindringling in sein Revier: "Es sieht so aus, dass die Österreicher in mein Schlafzimmer hineinkommen. Nach den USA, wo ich normalerweise immer stark bin, freue ich mich über Rang zwei aber sehr."

Letztlich klang auch Kriechmayr nach der mit 1:13,84 Minuten sehr kurzen Fahrt versöhnlich: "Es war eine gute Leistung. Auf die bin ich sehr stolz", sagte er nach seinem ersten Gröden-Podest überhaupt. Er hatte im knapp vor dem Abbruch stehenden Bewerb – "eine schwierige Warterei" – stets die sportliche Fairness im Auge gehabt. "Es war ein irrsinnig schwieriges Rennen auch für die Verantwortlichen. Ich bin natürlich froh, dass es so ausgegangen ist. Ein Abbruch hätte mich angezipft, aber es wäre auch kein Problem gewesen, dann wäre es halt eine sehr gute Trainingsfahrt gewesen." (APA, red, 20.12.2019)

Ergebnisse alpiner Ski-Weltcup-Super-G in Gröden vom Freitag:

1. Vincent Kriechmayr (AUT) 1:13,84
2. Kjetil Jansrud (NOR) +0,05
3. Thomas Dreßen (GER) +0,22
4. Mauro Caviezel (SUI) +0,35
5. Dominik Paris (ITA) +0,36
6. Hannes Reichelt (AUT) +0,38
7. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) +0,54
. Johan Clarey (FRA) +0,54
9. Beat Feuz (SUI) +0,55
10. Adrien Theaux (FRA) +0,58
11. Matthias Mayer (AUT) +0,59
12. Andreas Sander (GER) +0,62
13. Steven Nyman (USA) +0,63
14. Gino Caviezel (SUI) +0,75
15. Mattia Casse (ITA) +0,85
. Adrian Smiseth Sejersted (NOR) +0,85
17. James Crawford (CAN) +0,89
18. Felix Monsen (SWE) +0,91
19. Stefan Rogentin (SUI) +0,99
20. Christian Walder (AUT) +1,10
. Stefan Babinsky (AUT) +1,10
22. Brice Roger (FRA) +1,14
. Samuel Dupratt (USA) +1,14
24. Marco Odermatt (SUI) +1,15
25. Stian Saugestad (NOR) +1,16
26. Christoph Krenn (AUT) +1,17
27. Josef Ferstl (GER) +1,19
28. Klemen Kosi (SLO) +1,25
29. Dominik Schwaiger (GER) +1,27
30. Rasmus Windingstad (NOR) +1,28

Weiter:
36. Max Franz (AUT) 1:15,57 +1,73

U.a. ausgeschieden: Daniel Danklmaier (AUT), u.a. nicht gestartet: Otmar Striedinger (AUT)

Weltcup-Gesamtwertung (nach 9 Rennen):

1. Vincent Kriechmayr (AUT) 312
2. Alexis Pinturault (FRA) 264
3. Matthias Mayer (AUT) 257
4. Dominik Paris (ITA) 249
5. Henrik Kristoffersen (NOR) 243
6. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 224
7. Beat Feuz (SUI) 221
8. Mauro Caviezel (SUI) 213
9. Thomas Dreßen (GER) 202
10. Kjetil Jansrud (NOR) 197
11. Marco Odermatt (SUI) 177
12. Tommy Ford (USA) 150
13. Johan Clarey (FRA) 142
14. Hannes Reichelt (AUT) 133
15. Andre Myhrer (SWE) 125

Super G (3):

1. Vincent Kriechmayr (AUT) 196
2. Matthias Mayer (AUT) 184

3. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 156
4. Mauro Caviezel (SUI) 155
5. Dominik Paris (ITA) 145
6. Marco Odermatt (SUI) 143
7. Kjetil Jansrud (NOR) 136
8. Thomas Dreßen (GER) 90
9. Mattia Casse (ITA) 87
10. Hannes Reichelt (AUT) 81

Mannschaft Herren (9):

1. Schweiz 1163
2. Österreich 1083
3. Norwegen 1009
4. Frankreich 951
5. Italien 576
6. USA 521
7. Deutschland 413
8. Schweden 272
9. Slowenien 189
10. Kanada 142

Nationencup (19):

1. Österreich 2392
2. Schweiz 2109
3. Italien 1704
4. Norwegen 1656
5. Frankreich 1266
6. USA 1205
7. Deutschland 1063
8. Schweden 693
9. Slowenien 425
10. Slowakei 288