Nie wieder zur Zigarette zu greifen ist für viele Raucher unvorstellbar. Trotzdem ist es möglich. Zur Not gibt es Hilfsmittel, die den Entzug erträglicher machen.

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Neben Silvesterfeuerwerk, Fondue und Sekt zählen für knapp 40 Prozent der Österreicher auch gute Vorsätze zum Neujahrsrepertoire. Ganz oben auf der Wunschliste: mit dem Rauchen aufhören, fitter und gesünder werden. Zigaretten sind laut Drogenbericht 2019 das meistverbreitete Suchtmittel in Österreich. Etwa jeder vierte Erwachsene raucht täglich.

Der kalte Entzug, also von einem Tag auf den anderen mit dem Qualmen aufzuhören, ist für viele unvorstellbar. Um den Ausstieg zu erleichtern und die Entzugserscheinungen zu lindern, sollen Nikotinkaugummis, E-Zigaretten, Hypnose oder Akupunktur helfen. Alle Methoden versprechen, wirksam zu sein, doch was hilft tatsächlich?

  • Pflaster, Kaugummi und Spray: Nikotinersatzpräparate helfen nachweislich dabei, mit dem Rauchen aufzuhören, ihr Effekt ist allerdings relativ bescheiden. Das zeigte eine Metaanalyse vom April 2019, für die Forscher der Universität Oxford die Daten von 63 Studien mit rund 42.000 Raucherinnen und Rauchern auswerteten. Das Fazit: Mit einem Mix aus Pflaster und Kaugummi waren 17 Prozent der Probanden erfolgreich. Setzten sie hingegen nur auf ein Hilfsmittel, lag die Erfolgsquote im Schnitt bei 14 Prozent. Am wirkungsvollsten dürfte die Kombination von Pflaster mit Nikotinkaugummi und persönlicher Beratung oder Psychotherapie sein. Damit gelang es knapp einem Viertel der Teilnehmer, langfristig von ihrer Tabaksucht loszukommen.

    Die Empfehlung der Autoren: Starke Raucher sollten Nikotinkaugummis in höherer Dosis wählen. Den Daten zufolge waren Kaugummis mit einer Dosis von vier Milligramm Nikotin wirkungsvoller als die Variante mit zwei Milligramm. Auch beim Nikotinpflaster konnte eine Dosis-Wirkung-Beziehung festgestellt werden. "Die beste Strategie ist es, sich einen Tag im Kalender zu markieren, an dem die letzte Zigarette geraucht wird. Das Nikotinpflaster sollte bereits vor diesem Tag verwendet werden", empfiehlt Studienleiterin Nicola Lindson.

  • E-Zigaretten: Verdampfer werden als weniger schädliche Alternative zur Zigarette beworben. Sicher ist: Das Liquid enthält zwar Nikotin, aber deutlich weniger Giftstoffe als Tabak. Bislang gibt es aber nur wenige qualitativ hochwertige Studien dazu, wie erfolgreich E-Zigaretten die Tabakabstinenz fördern.

    Anfang 2019 veröffentlichten Forscher der Queen Mary University of London die Ergebnisse einer randomisiert-kontrollierten Studie, in der E-Zigaretten im Vergleich zu Nikotinkaugummis oder Pflastern signifikant besser abschnitten. Nach einem Jahr waren 18 Prozent der Probanden in der Verdampfergruppe weitgehend von der Zigarette losgekommen, in der Vergleichsgruppe betrug der Anteil nur zehn Prozent.

    Die Forscher betonen allerdings, dass eine komplette Nikotinabstinenz mit E-Zigaretten schwerer gelingt als mit anderen Präparaten. Die Liquids fördern eher den Umstieg als den Ausstieg aus der Nikotinsucht, so das Fazit der Autoren.

  • Hypnotherapie: Es klingt verlockend, ohne Willensanstrengung zum Nichtraucher zu werden. Dieses Versprechen will die Hypnotherapie einlösen. Der Therapeut spricht dem Patienten Sätze vor, die das Gesundheitsrisiko durch Zigaretten verdeutlichen und die Vorteile der Entwöhnung unterstreichen sollen. Damit werde das unterschwellige Verlangen nach Nikotin zum Versiegen gebracht. Eindeutig wissenschaftlich belegt ist dieser Effekt allerdings nicht, die Studienergebnisse sind widersprüchlich. Wissenschafter führen die positiven Effekte der Hypnotherapie primär auf die starke Zuwendung zurück, die Patienten von ihrem Therapeuten erhalten.

  • Akupunktur: Das Prinzip ist rasch erklärt. Mit Nadeln werden Nerven und Akupunkturpunkte gezielt stimuliert, das soll beruhigend wirken und Entzugserscheinungen mildern. Bislang gibt es allerdings keine Evidenz für den Nutzen der Therapie, eine Scheinakupunktur wirkt genauso gut.

    Ein Tipp: Wer unsicher ist, wie er das neue Jahr ohne Zigaretten beginnen soll, greift zum Handy und wählt 0800 810 013. Die telefonische Raucherberatung ist gratis, man kann also nur gewinnen. (Günther Brandstetter, 30.12.2019)