Auch das Spieler-Eldorado Macau verfügt über einen Eiffelturm, er schmückt den Platz vor dem Parisian Casino.

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Im Vergleich zum benachbarten Hongkong ist Macau ein vergleichsweise unbedeutender Ort im Südchinesischen Meer. Wenn die ehemalige portugiesische Kolonie (1557–1999) in den vergangenen Jahren in die Schlagzeilen kam, dann hatte es meist etwas mit den gewaltigen Spielkasinos zu tun. Dort wird inzwischen viermal so viel Geld verzockt wie in Las Vegas. Während auf der Hauptinsel – die mittlerweile mit dem Festland verbunden wurde – noch eine possierliche Kathedralenfassade aus dem 17. Jahrhundert zu bewundern und die eine oder andere portugiesische Bar zu finden ist, klotzt man auf der Nebeninsel Taipa mit atemberaubenden Kasinoanlagen.

Weil die Spielhallen auch immer wieder dafür genutzt wurden, die strengen Kapitalverkehrskontrollen der Volksrepublik zu umgehen – sprich: Geld ins Ausland zu schaffen –, zog das lange Zeit allerhand Unterweltgestalten und Prostituierte an. Heute aber setzt man auf "familienfreundliche Kasinos" mit Kinos, veritablen Einkaufsstraßen und Spielplätzen für Kinder in Hotelanlagen.

Langer Xi-Besuch

Ungewöhnlich lang hat sich jetzt der chinesische Staatspräsident Xi Jinping mit seiner Frau in Macau aufgehalten: Gleich drei Tage verbrachte er diese Woche dort. Der Anlass ist durchaus gebührend: Schließlich feiert man den 20. Geburtstag der Rückgabe der portugiesischen Kolonie an Peking.

Zusätzliche Brisanz aber erhält das Datum durch die aktuellen Vorgänge in Hongkong. Die weitaus größere (Macau hat rund 600.000 Einwohner, Hongkong sieben Millionen) und wirtschaftlich bedeutendere Stadt ist nur eine halbe Stunde mit der Fähre von Macau entfernt. Anders als in Hongkong ist aber nichts von Unzufriedenheit zu spüren. Das hat historische Gründe: Zum einen war Macau zum Zeitpunkt der Übergabe relativ arm. Zwischen 1999 und 2019 verzehnfachte sich das Pro-Kopf-Einkommen, während es im benachbarten Hongkong auf hohem Niveau stagnierte. Zum anderen regierte Peking hier indirekt schon früher mit als in Hongkong.

Etliche Bevorzugungen

Für Peking ist Macau angesichts der rebellischen Nachbarinsel also auch ein Vorzeigeprojekt, das nun zudem für seine Peking-Treue belohnt werden soll. Schon vor seinem Besuch hatte Xi angekündigt, man wolle Macaus Rolle als Finanzplatz stärken. Dazu solle eine Börse gegründet werden, die sich auf Börsengänge von Start-ups spezialisiert. Eigentlich war das Projekt für Hongkong vorgesehen. "Jetzt aber wollen wir das diversifizieren", sagte ein chinesischer Beamter. Außerdem soll Macau als Handelsplatz für Yuan-Anleihen ausgebaut werden. Sogenannte Lotus-Bonds wurden erstmalig im vergangenen Juli für umgerechnet 250 Millionen Euro in der Stadt ausgegeben.

Xi lobte am Freitag das Schulsystem in Macau: "Eine patriotische Erziehung ist ein solides soziales und politisches Fundament, um das Prinzip 'Ein Land, zwei Systeme' umzusetzen." Es führe die Menschen in die richtige Richtung. In Peking hält man unter anderem das Schulsystem für eine der Ursachen der "rebellischen" Jugend in Hongkong; dieses habe den Patriotismus zu lange vernachlässigt. Das Resultat seien gewaltbereite Unruhestifter.

Macau wird ähnlich wie Hongkong nach dem Prinzip "Ein Land, zwei Systeme" regiert. In der Praxis bedeutet dies, dass die Justiz unabhängig ist, die Regierung aber aus Wahlmännern besteht, die eine pekingtreue Politik verfolgen. Auch das Internet in Macau ist nicht zensiert.

Prestigeprojekte

Macu ist auch wie Hongkong Teil des "Greater Bay Area"-Projekts. Dabei sollen die beiden ehemaligen Kolonien eng mit den Städten des Perlflussdeltas verbunden werden. Viele Hongkonger stehen dem Projekt kritisch gegenüber, da es langfristig zu einer Marginalisierung ihrer Stadt führen könnte.

Auch die Zocker erhielten ein Geschenk vom Präsidenten höchstpersönlich: Das Tageslimit soll von aktuell 50.000 Yuan (6.400 Euro) auf 80.000 Yuan erhöht werden. (Philipp Mattheis aus Schanghai, 21.12.2019)