Daniela Gaigg und ihre Töchter Emma (8) und Ilva (5) sitzen am Esstisch und bepinseln Tannenzapfen mit goldener Acrylfarbe. "Wir basteln Weihnachtsgeschenke für Oma und Opa", erklärt die jüngere. Mama Daniela schmunzelt. Sie ist stolz, dass die Mädchen mit der gleichen Leidenschaft Dinge selbst herstellen wie sie selbst.

Die kalte Jahreszeit nutzen Daniela Gaigg und ihre Töchter, um drinnen gemütlich zu basteln.
Foto: Daniela Gaigg

Als Bloggerin und Autorin teilt sie seit knapp acht Jahren im Netz ihre Ideen für selbstgemachte Deko, Kinderspielzeug und gesunde Rezepte. Das Thema Nachhaltigkeit ist der 39-Jährigen sehr wichtig. Einmal im Jahr wird das klimabewusste Verhalten der niederösterreichischen Familie aber auf eine harte Probe gestellt – dann, wenn der Advent beginnt: Traditionen wie der Festtagsbraten aus Fleisch und der Tannenbaum in stattlicher Größe sind dabei nur die augenscheinlichsten Herausforderungen. Danielas kleine Töchter wissen zwar normalerweise sehr gut, wie man im Alltag die Umwelt schützt. Angesichts der glitzerschneienden Plastikkugelwelt rund um Weihnachten verfallen sie aber dann doch wieder in frühkindlichen Wünschmodus: "Natürlich wollen sie auch verpackte Süßigkeiten oder einen Adventkalender mit Folie", berichtet Gaigg. Vom Christkind wünschten sie sich plötzlich Plastikspielzeug, das ansonsten in der Familie verpönt ist.

Ohne Verzicht

Bloße Verbote gibt es freilich nicht. Stattdessen besprechen die Eltern mit den Kindern, ob sie die Dinge auch wirklich brauchen, wie viel sie kosten oder wie lange man dafür arbeiten muss. "Sollte das Objekt der Begierde tatsächlich unverzichtbar sein, versuchen wir, es vorgeliebt zu bekommen." Mit "vorgeliebt" meint Daniela Gaigg gebraucht. Für die Kinder sei das inzwischen normal. Sie finden gebrauchte Dinge nicht schlechter als neue.

Ausnahmen gibt es dennoch. Der bloggenden Mutter ist das wichtig. Öko-Perfektionismus sei nämlich nicht ihr Ziel. Gaigg: "Ich möchte den Kindern auf keinen Fall vorleben, dass Nachhaltigkeit grundsätzlich mit Verzicht einhergehen muss." Im Gegenteil: Die beiden Mädchen seien sehr engagiert, wenn es darum gehe, Alternativen zum schnellen Konsum zu finden. Sie forderten die Eltern von sich aus auf, lieber secondhand einzukaufen, berichtet die Mutter.

Wenn Lebensmittel eingekauft werden, achten die Mädchen darauf, dass sie biologisch und nicht in Plastik verpackt sind. Weihnachten nutzen Daniela Gaigg und ihr Mann Thomas, um Umweltschutz daheim noch sichtbarer zu machen. "Es muss ja nicht gleich alles auf einmal geändert werden", befindet Daniela, "aber es ist Elternaufgabe zu zeigen, dass man auch ohne vollgestopfte Shoppingsackerln und Müllberge Weihnachten feiern kann."

Hier ein paar Ideen der Familie.

Die zweifache Mutter packt die Geschenke lieber in Baumwollsackerl.
Foto: Daniela Gaigg
  • Selbstgemachte Naturdeko

Selbstgebastelte Weihnachtsdekoration ist für Daniela der einfachste Beitrag, den man leisten kann, um Ressourcen zu sparen. "Einweg-Kunststoff-Glitzer-Zeug" kommt für die 39-Jährige nicht infrage. Sie setzt lieber auf kostenlose Naturmaterialien. "Man kann aus allem etwas Hübsches basteln", behauptet sie. Das meiste Dekomaterial findet die Familie bei gemeinsamen Spaziergängen. Für die Kinder sei es ein "Highlight", die gesammelten Zapfen und Zweige mit Farben zu bepinseln und sie mit Glöckchen und Schleifen geschmückt an das Fenster oder den Christbaum zu hängen.

  • Grüne Tanne statt totes Holz

Spätestens am 24. Dezember ist es so weit: Der Baum wird aufgeputzt. In Österreich werden jährlich rund 2,6 Millionen Christbäume gekauft. Aufzucht, Transportwege und Entsorgung belasten die Umwelt. Klimabewusste Menschen verwenden daher lieber eine Topftanne, die nicht gefällt werden muss. Was viele jedoch nicht wissen: Wenn der lebende Baum im Wohnzimmer nicht gut gepflegt wird, überlebt er das spätere Umtopfen in den Garten meist nicht. Deshalb setzt Familie Gaigg auf einen Biochristbaum aus Österreich. Wo der Tannenbaum gewachsen ist, verrät die Schleife am Baum, denn dort ist der Erzeuger vermerkt. Im Internet kann man nachvollziehen, woher der Baum kommt und wie die Baumkultur bewirtschaftet wird. Daniela Gaigg hat zu diesem Thema eine explizite Meinung: "Es lohnt sich zu recherchieren und lieber einen kleineren Weihnachtsbaum statt einer nadeligen Chemiebombe aufzustellen."

Zapfen werden erst gesammelt, danach zu Christbaumschmuck.
Foto: Daniela Gaigg
  • Klimafreundliches Weihnachtsmenü

Festtagsbraten sind in Österreich und in vielen anderen Ländern traditionell tierisch. Auch bei Familie Gaigg wird zu Weihnachten gut und viel gegessen – mit kleinen Einschränkungen beim Fleisch- und Fischkonsum: Zwar bekommt jedes Familienmitglied ein Stück Fleisch, gekauft beim Fleischer des Vertrauens oder ab Hof, die vegetarische Beilage (oder auch die Suppe aus Wintergemüse) ist jedoch der Hauptbestandteil des Weihnachtsmenüs. Bei Familie Gaigg kommt auch am 24. Dezember saisonales Gemüse wie Chinakohl, Petersilienwurzeln oder Rotkraut auf den Tisch. Manchmal gibt es auch Fisch zu den Feiertagen. Süßwasserfisch aus Österreich, in guter Qualität: "Man muss auf nichts verzichten, sondern nur bewusst einkaufen", ist Gaigg überzeugt.

Um Ressourcen zu sparen, legt die Familie während der Feiertage einen "Restetag" ein. Das tut der Verdauung gut, und es wird auch weniger weggeschmissen.

  • Secondhand statt neu gekauft

Die Eltern Gaigg versuchen, die Wunschliste der Kinder Emma und Ilva an das Christkind möglichst umweltfreundlich abzuarbeiten. Vieles wird gebraucht gekauft. Auf Plattformen wie Willhaben.at oder auf heimischen Flohmärkte werden sie zumeist fündig. "Wir haben beispielsweise den vielgeliebten Holzpuppenwagen, eine "My Little Pony"-Sammlung, drei Kisten Lego und Erweiterungsschienen für die Eisenbahn gebraucht gekauft", sagt Daniela. Positiver Nebeneffekt: Das hat der Familie in den vergangenen Jahren viel Geld erspart. Bestimmte Teile werden in kleinen Spielzeuggeschäften statt bei Online-Versand-Giganten gekauft.

Geschenke für die Erwachsenen gibt es ebenfalls gebraucht. Wenn sie einmal doch neu sein müssen, dann zumindest bio und zu fairen Bedingungen produziert.

  • Geschenke einpacken ohne Restmüll

Auch die mit Sorgfalt ausgesuchten und aufwendig besorgen Kleinigkeiten sollten am Ende dann noch liebevoll verpackt werden – wenn man auf traditionelle Weihnachten Wert legt. Jahrelang habe sie sich über Geschenkpapierhaufen mit abfallendem Glitzer und knisternde Folien geärgert, erzählt Daniela Gaigg. Daher habe sie zuletzt eine neue Regelung eingeführt: kein neu gekauftes Geschenkpapier. Familie Gaigg verwendet nur noch Baumwollbeutel oder Altpapiersackerln, die vorab mit den Kindern bestempelt werden. Auf diese Weise ist die Verpackung Teil des Geschenks und kann später weiterverwendet werden. Das kommt auch beim Rest der Familie gut an, sagt Daniela Gaigg: "Die Verwandtschaft freut sich, wenn die Kinder stolz die in Stoff gewickelten Packerln überreichen." (Nadja Kupsa, 21.12.2019)