Christbaumernte in einer Salzburger Baumschule. Um Zimmerhöhe zu erreichen, benötigen Nordmann-Tannen 15 Jahre.

Das Weihnachtsfest ist mit dem einen oder anderen botanischen Missverständnis gesegnet. Dazu tragen nicht zuletzt jene Lieder bei, die zu diesem Anlass gesungen werden: Es ist ein Ros entsprungen etwa lässt offen, ob es um einen Reisigzweig geht oder doch um eine Rose. Und O Tannenbaum – mit anderem Text ist die Melodie übrigens die Klubhymne des FC Chelsea – beschwört gleich zu Beginn die Treue seiner Blätter.

Neunmalklug könnte man einwenden, dass es sich doch um Nadeln handelt. Doch pflanzenanatomisch ist das durchaus korrekt, denn genau genommen handelt es sich um Nadelblätter – eine Anpassung der Nadelbäume an die Trockenheit. Nichtsdestotrotz können die Nadeln gerade auch bei Christbäumen nach einiger Zeit "untreu" werden. Aber dann handelt es sich meist eher um eine Fichte als um eine Tanne.

Lebende Christbäume

Das Nadeln lässt sich übrigens vermeiden, wenn man bei einem einschlägigen Anbieter wie etwa Greentree einen sogenannten lebenden Christbaum bestellt. Die unterscheiden sich von normalen Christbäumen vor allem dadurch, dass sie nicht gefällt wurden, sondern in einem Topf samt Wurzeln geliefert werden. Außerdem sind sie um einiges teurer, aber eben auch nachhaltiger.

Hinsichtlich der angebotenen Arten gibt es wenig Unterschiede zu jenem der üblichen Christbaumhändler: Besonders beliebt sind die ursprünglich aus dem Kaukasus stammenden Nordmann-Tannen, mit einigem Respektabstand folgen die Fraser-Tannen, die nordamerikanischen Ursprungs sind.

Tanne mit 187.333 Nadeln

Falls Sie bei Weihnachtsbesuchen mit Fachwissen glänzen wollen: Nordmann-Tannen unterscheidet man von Fraser-Tannen unter anderem dadurch, dass die stumpfen Nadeln etwas länger und an der Unterseite hellgrün gefärbt sind, während die Unterseite der Fraser-Tannen dunkelgrün ist. Wenn Sie richtig angeben wollen, können Sie schätzen lassen, wie viele Nadeln sich auf einer Nordmann-Tanne befinden: Eine Zählung an einem 1,63 m hohen Baum ergab 187.333 Nadeln.

Die charakteristischen Nadeln einer Edel-Tanne
Foto: Daderot / wikimedia

Nordmann-Tannen, die bis zur Zimmerhöhe rund 15 Jahre wachsen müssen, sind außerdem geruchlos, während Fraser-Tannen etwas zitronig duften. Die weniger häufig gekaufte Edel-Tanne glänzt wiederum durch besondere Symmetrie, sehr intensiven Duft und silbrige Nadeln.

Tanne versus Fichte

Vor dem Wiener Rathaus steht heuer eine 130 Jahre alte Fichte aus Salzburg.
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Diese Tannenarten haben in den vergangenen Jahren die früher beliebteren Fichten eindeutig ausgestochen, weil sie erstens weniger nadeln und zweitens die Tannennadeln deutlich weniger stechen. Beim Abtransport einer Blaufichte, deren Nadeln stahlblau bis grünlich gefärbt sind, sind daher Handschuhe anzuraten. Die letzte Reise der Wiener Christbäume in die Müllverbrennungsanlage Simmering bringt dann übrigens noch einiges an Energie: Ihre Verwertung versorgt 1000 Haushalte mit Strom und 2300 Haushalte mit Fernwärme. (tasch, 20.12.2019)