Güssinger-Krieg geht in die nächste Runde.

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Nach der Konkursanmeldung des Mineralwasserherstellers Güssinger beginnt das Zittern um die Fortführung des Unternehmens. Der indirekte Eigentümer Andrei Kotchetkov will das ausgetrocknete Unternehmen vorübergehend schließen, die Anlagen modernisieren und dann neu durchstarten. Die Gläubiger, die rund zwei Millionen Euro ausständig haben, sollen 20 Prozent ihrer Forderungen erhalten.

Allerdings hat der österreichisch-russische Eigentümer die Rechnung möglicherweise ohne den Wirt gemacht. Denn eine mit Kotchetkov seit Jahren im Clinch liegende bulgarische Finanzgruppe namens Regent Capital will von Güssinger viel Geld sehen: 11,4 Millionen Euro. Es handelt sich um einen Kredit, den die russische Sberbank an Güssinger vergeben hatte. Als das Institut wegen schleppender Rückzahlung den Kredit 2017 fällig stellte, übernahm Regent Capital die Finanzierungslinien.

Pfandrechte

Natürlich nur gegen entsprechende Sicherheiten. Und die will Regent jetzt einlösen, wie ein österreichischer Beauftragter der Gruppe dem STANDARD erklärte. Konkret gehe es um Pfandrechte auf die Betriebsanlagen und die Marke, wie der Regent-Vertreter meint. "Wir werden die Absonderungsrechte geltend machen." Eine entsprechende Prüfungsklage an den Masseverwalter von Güssinger sei in Vorbereitung, hieß es weiter von Regent.

Güssinger sitzt auf dem Trockenen.
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Masseverwalter Klaus Dörnhöfer muss dann entscheiden, ob die Ansprüche berechtigt sind. Derzeit hat er andere Sorgen. Am Freitag informierte er die Belegschaft über die weitere Vorgangsweise, zudem sind zahlreiche betriebliche Vorkehrungen zu treffen, wie Dörnhöfer schildert. "Ich muss dafür Sorge tragen, dass über Weihnachten nichts passiert, nichts einfriert." Die Regent-Forderungen werden dann erst in weiterer Folge geprüft.

Infight geht weiter

Von Güssinger dürften sie bestritten werden, ist aus dem Umfeld des Unternehmens zu hören. Der Kredit soll nämlich nicht direkt an den Mineralwasserhersteller vergeben worden sein, sondern an dessen "Großmutter", die E&A Beteiligungs GmbH. Sie steht ebenfalls im Einflussbereich Kotchetkovs und ist von der Insolvenz nicht betroffen.

Es spricht somit viel dafür, dass der Infight zwischen Russen und Bulgaren noch länger andauern wird. Der Zwist kann letztlich auch als Mitgrund für die Pleite Güssingers erachtet werden, ist doch der Lebensmitteldiskonter Hofer nicht zuletzt wegen der Querelen als Großkunde abgesprochen. Die Kette zeichnete bis Sommer für rund 80 Prozent der Mineralwasserverkäufe verantwortlich.

Blaue Connections auf beiden Seiten

Besonderes Interesse hat die FPÖ-Connection der Streithähne erweckt. Der hinter Regent stehende bulgarische Geschäftsmann soll enge Kontakte mit der früheren EU-Abgeordneten Barbara Kappel haben. Hier steht auch der Verdacht im Raum, für das Mandat hätte Geld fließen sollen. Allerdings schaffte es Kappel im Mai nicht mehr auf die FPÖ-Liste für den EU-Wahlkampf. Kotchetkov werden Verbindungen zu Johann Gudenus und Thomas Schellenbacher nachgesagt. Der jetzige Geschäftsführer von Güssinger war in einer Schellenbacher-Firma tätig. (Andreas Schnauder, 20.12.2019)