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Die US-Tradition "Christmas Pickle" wird auch bei uns populär.

Foto: Getty Images/DustyPixel

Weihnachten ist in den USA Sauregurkenzeit. Dort gibt es in vielen Familien nämlich die Tradition, sich eine gläserne Essiggurke an den Christbaum zu hängen. Wer bei der Bescherung das gut getarnte Gurkerl zuerst entdeckt, darf das erste Packerl öffnen. Manchmal gibt es auch ein Extrageschenk, Glück soll die Gurke obendrein bringen. Hierzulande sorgt eine schnöde Essiggurke zwischen Strohsternen, Christbaumkugeln und Lametta eher noch für Stirnrunzeln bei der traditionsbewussten Verwandtschaft. Ein Gurkerl landet dieser Tage bei vielen maximal auf der kalten Platte.

In Deko-Geschäften und bei Weihnachtsfans, die sich auf Instagram und Pinterest inspirieren lassen, ist der Trend allerdings längst angekommen. Es gibt kleine Gurken, die auf dem Baum besonders schwer zu finden sind, oder überlebensgroße Exemplare für jene, die die Bescherung schnell hinter sich haben wollen. Sie kommen matt oder mit Glitzerstaub daher, handbemalt oder als Industrieware. Selbst Socken und T-Shirts werden mit dem Motiv verziert. Die Gurken sind so beliebt, dass sie in manchem Geschäft heuer schon ausverkauft sind.

Aus Deutschland – oder doch nicht?

Damit ist die Gewürzgurke nach Hause zurückgekehrt – möglicherweise. In den USA glaubt man nämlich, dass der Brauch von deutschen Einwanderern stammt. Weil das Geld knapp war, gab es nur ein Geschenk, das jenes Kind bekam, das sie entdeckte. Manche Amerikaner bezeichnen ihre "Christmas Pickle" daher heute noch stolz – und mit holprigem Akzent – als "Weihnachtsgurke".

Die Herkunft ist dennoch strittig. In Deutschland kennt man die Tradition nämlich genauso wenig wie in Österreich. Allerdings dürften manche deutsche Glasbläser um 1900 tatsächlich ein Gurkenmotiv im Angebot gehabt haben.

Ein weiterer möglicher Ursprung: Ein gebürtiger Bayer, der im Amerikanischen Bürgerkrieg kämpfte, soll sich als letzte Mahlzeit noch eine Essiggurke gewünscht haben. Das klingt seltsam, stellte sich aber als gute Entscheidung heraus: Er überlebte – und machte die Gurke dafür verantwortlich. Zum Dank hängte er sich später eine an den Weihnachtsbaum.

Vielleicht war das Ganze aber auch einfach nur ein Marketing-Schmäh. Das Unternehmen Woolworth stieg 1880 in den Weihnachtsschmuck-Import ein – und begann, die Gurken als deutsche Tradition zu bewerben. Knapp 140 Jahre später kommt der Brauch nun tatsächlich im deutschsprachigen Raum an. (Franziska Zoidl, 24.12.2019)