Papst Franziskus und Kardinal Angelo Sodano grüßen sich am Rande der Weihnachtsaudienz an die Kurie.

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Vatikanstadt – Papst Franziskus hat den Rücktritt von Kardinal Angelo Sodano (92) als Dekan des Kardinalskollegiums angenommen. Zugleich hob der Papst mit einem am Samstag veröffentlichten Erlass die bisher unbeschränkte Amtsdauer eines Kardinaldekans auf. Künftig erhält er ein fünfjähriges Mandat, das allerdings verlängerbar ist, wie "Kathpress" berichtete.

Dem Dekan, der dem Kardinalskollegium als "primus inter pares" (erster unter Gleichen) vorsteht, kommen vor allem beim Tod oder Rücktritt eines Papstes bedeutende Aufgaben zu. So hat er unter anderem die wahlberechtigten Kardinäle zum Konklave nach Rom einzuberufen und die Papstwahl zu leiten. Der Dekan wird von Kardinälen der ranghöchsten Klasse der Kardinalbischöfe gewählt; die Wahl ist vom Papst zu bestätigen.

Nummer zwei im Vatikan

Der frühere Vatikandiplomat Sodano, von 1990 bis 2006 Kardinalstaatssekretär und damit Nummer zwei im Vatikan, war seit April 2005 Kardinaldekan. Er folgte in dieser Funktion auf Joseph Ratzinger, der bei dem von ihm selbst geleiteten Konklave zum Papst gewählt wurde. Eugene Tisserand (1884-1972) hatte das Amt des Kardinaldekans über 21 Jahre inne.

Aufgrund der Altersgrenze von 80 Jahren für die Teilnahme am Konklave konnten zuletzt weder Sodano noch sein Stellvertreter Giovanni Battista Re (85) die vorgesehene Rolle bei einer Papstwahl ausüben. Die Aufgabe käme derzeit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin (64) zu. Er ist das ranghöchste unter 80 Jahre alte Mitglied der Klasse der Kardinalbischöfe.

Papst fordert Kirche zum Wandel auf

Mit einem Zitat des verstorbenen liberalen Kardinals Carlo Maria Martini (1927-2012) hat Papst Franziskus die Römische Kurie zum Wandel aufgefordert. "Die Kirche ist 200 Jahre lang stehen geblieben. Warum bewegt sie sich nicht? Haben wir Angst?", habe der ehemalige Erzbischof von Mailand in seinem letzten Interview vor seinem Tod gesagt.

Um als Christen in einer zunehmend säkularisierten Welt zu bestehen, müsse sich die Kirche reformieren, sagte Franziskus in seiner traditionellen vorweihnachtlichen Ansprache vor den Beamten des Vatikans am Samstag. Bei seiner jährlichen Audienz für die Römische Kurie erklärte Franziskus, er wolle die Geschichte der Kurie verwerten, um "eine Zukunft mit solidem Fundament" aufzubauen. "Tradition ist nicht statisch, sondern dynamisch. Tradition ist Garantie für Zukunft."

Den Missbrauchsskandal in der Kirche und die jüngsten Enthüllungen über korrupte Finanzgeschäfte im Vatikan nannte Franziskus nicht beim Namen. Die Kirche solle sich aber mehr auf die "Verkündigung" und weniger auf die "Selbsterhaltung" konzentrieren, forderte der Papst. (APA, 21.12.2019)