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Zahlreiche Teilnehmer wurden festgenommen.

Foto: REUTERS / LUCY NICHOLSON

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Aus Solidarität zeigten die Demonstranten in Hongkong die Flagge der uigurischen Unabhängigkeitsbewegung.

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Hongkong – Die Polizei in der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong hat die erste Demonstration für die in Festlandchina unterdrückte muslimische Minderheit der Uiguren gewaltsam aufgelöst. Die Polizisten schritten am Sonntag ein, nachdem bei der zunächst friedlichen Kundgebung einige Demonstranten eine chinesische Flagge von einem Regierungsgebäude rissen und versuchten, diese zu verbrennen.

Die Organisatoren der Kundgebung verhinderten zwar das Verbrennen der Flagge, dennoch setzte die Polizei Pfefferspray ein. Die Demonstranten bewarfen die Beamten daraufhin mit Wasserflaschen. Einer der durch Helme unkenntlichen Polizisten zielte mit seiner Waffe auf die Demonstranten, schoss aber nicht. Zahlreiche Teilnehmer wurden festgenommen.

"Ein gemeinsames Ziel"

Etwa tausend Menschen hatten sich auf einem Platz in der Nähe des Hafens versammelt und mit Sprechchören ihre Solidarität mit den Uiguren bekundet. Sie warnten davor, die chinesische Regierung könne dereinst genauso gegen die Hongkonger vorgehen wie gegen muslimische Minderheiten in der Provinz Xinjiang.

"Wir sollten nicht diejenigen vergessen, die ein gemeinsames Ziel mit uns teilen – unseren Kampf für Freiheit und Demokratie sowie die Wut gegen die chinesische Kommunistische Partei", rief ein Redner bei der Kundgebung und erntete dafür Applaus von der Menge.

Viele Teilnehmer der Kundgebung schwenkten Fahnen von Ost-Turkestan, wie viele Uiguren Xinjiang nennen. Die Flagge zeigt einen weißen Halbmond auf blauem Grund. Andere Demonstranten trugen Atemschutzmasken mit der Ost-Turkestan-Fahne. Auch tibetische und taiwanische Flaggen waren zu sehen. "Die chinesische Regierung sind Kontrollfreaks, sie können keine Meinungen, mit denen sie nicht übereinstimmen, ertragen", sagte eine Demonstrantin namens Katherine, bevor die Polizei die Demonstration auflöste.

Umerziehungslager und Überwachungsregime

Die Regierung in Peking steht international in der Kritik wegen ihres Vorgehens gegen die Uiguren und Angehörige anderer muslimischer Minderheiten in Xinjiang. Mehr als eine Million von ihnen befinden sich Menschenrechtsaktivisten zufolge in Umerziehungslagern. Nachdem die Regierung in Peking die Existenz der Lager zunächst bestritten hatte, spricht sie heute von "Berufsbildungszentren" zur Deradikalisierung. Außerdem werfen die Menschenrechtsaktivisten Peking vor, ein umfassendes Überwachungssystem in Xinjiang installiert zu haben.

Die frühere britische Kronkolonie Hongkong wird nach dem Prinzip "Ein Land – zwei Systeme" regiert. Im Jahr 2047 läuft die zugrunde liegende Regelung allerdings aus. Viele Hongkonger beklagen, dass schon jetzt ihre Freiheiten eingeschränkt würden.

Seit einem halben Jahr gibt es regelmäßig Massenproteste gegen die pekingtreue Hongkonger Regierung. Dabei wird immer wieder auch Solidarität mit den Uiguren bekundet, eine eigene Kundgebung zu ihrer Unterstützung hatte es bisher aber nicht gegeben. (APA, 22.12.2019)