Bild nicht mehr verfügbar.

An ambitionierten Vorhaben für 2020 mangelt es nicht.

Foto: AP/Nasa/Bill Ingalls

Künstlerische Darstellung des Nasa-Rovers Mars 2020 auf dem Roten Planeten.

Illustration: NASA/JPL-Caltech

Der nach der britischen Biochemikerin benannte Marsrover Rosalind Franklin soll Bohrungen durchführen und nach möglichen Spuren von einstigem Leben suchen.

Illustration: AOES medialab/M.Thiebaut

In Richtung des Roten Planeten geht der Blick mehrerer Raumfahrtorganisationen im kommenden Jahr – allen voran die Nasa und das europäisch-russische Tandem Esa und Roskomos wollen 2020 mit neuen Rovern auf dem Mars landen. Auch private Anbieter rund um die US-Milliardäre Elon Musk und Jeff Bezos versuchen, im neuen Jahr wieder mit Innovationen im Weltall zu punkten.

Während das US-Marsfahrzeug inklusive Helikopter-Drohne unter dem vorläufigen Namen Mars 2020 im Plan für den am 17. Juli angesetzten Start ist, schweben über der europäisch-russischen ExoMars-Mission noch Fragezeichen. Bei Tests im Sommer versagte das Fallschirmsystem für die Forschungsplattform Kazachok und den geplanten Rover. Der Start für den zweiten Teil der bereits durch einen Crash des Testmoduls Schiaparelli im Herbst 2016 gezeichneten Mission Exomars ist für Ende Juli geplant. Derzeit arbeitet die Esa an der Verbesserung der Fallschirme, neue Tests sollen im Frühjahr stattfinden. Ob sich alles rechtzeitig ausgeht, ist unklar – Exomars-Manager Pietro Baglionidie bezifferte die Chance zuletzt mit 50:50, dass der Zeitplan eingehalten werden kann.

In der Mission steckt auch Know-how aus Österreich von Joanneum Research in Graz, ATOS Österreich und der Wiener Weltraumfirma RUAG Space. Letztere lieferte etwa den über einen Meter langen Kameramast für den Rover. Geht bei den beiden Missionen alles glatt, würden der Nasa- und der Esa-Rover im Februar bzw. März 2021 auf dem Roten Planeten aufsetzen.

Chinesische Marsmission

Unterdessen hat auch China Pläne für den Mars: Das Land will im Sommer ebenfalls einen Orbiter und einen Rover auf die Reise schicken. Sieben wissenschaftliche Geräte hat die Chinese Mars Mission an Bord. Das Institut für Weltraumforschung (IWF) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Graz war am Bau des Magnetometers des Orbiters beteiligt. Die im Sommer 2020 günstige Konstellation von Erde und Mars, die eine kürzere und damit billigere Reise ermöglicht, will auch die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) nützen und im Rahmen der Hope Mars Mission ein Sonde lancieren.

Sonne im Fokus

Unter dem Titel Solar Orbiter begibt sich eine Esa-Sonde am 6. Februar vom US-Weltraumbahnhof Cape Canaveral aus auf den Weg in eine enge Umlaufbahn um unser Zentralgestirn. Ziel des Vorhabens ist es, Sonneneruptionen und das davon beeinflusste Weltraumwetter und dessen Auswirkungen auf die Erde besser zu verstehen. An der Mission beteiligt ist auch das IWF, das die Antennenkalibrierung abwickelte, den Bordcomputer für das Radiowelleninstrument baute und Co-Investigator beim Magnetometer ist. Die Isolierung der Sonde kommt von RUAG Space.

Tourismus im All?

Nicht zuletzt geht auch im kommenden Jahr der Trend zu von Privatunternehmen angebotenen Raumflügen weiter. So will etwa das Raumfahrtunternehmen Blue Origin von US-Milliardär Jeff Bezos damit beginnen, Weltraumtouristen mit seiner New Shepard-Rakete kurzfristig ins All zu bringen. Die Nasa hat angekündigt, ab 2020 Touristen auf der Raumstation ISS beherbergen zu wollen.

Weiter gehen auch die Bemühungen von Tech-Milliardär Elon Musk und seiner Weltraumfirma SpaceX: So soll das groß dimensionierte zweistufige und wiederverwendbare SpaceX Starship gegen Ende des Jahres sein Startdebüt in Richtung Weltall hinlegen. Dabei handelt es sich um eine Kombination aus der ersten Stufe namens Super Heavy und dem Starship, das zukünftig sowohl Fracht als auch Besatzung transportieren soll. Geht es nach Musks Plänen, sollen damit bald bemannte Mond- und sogar Marsflüge möglich werden.

Europäische Trägerrakete

Ihren Jungfernflug soll gegen Ende 2020 auch die neue europäische Trägerrakete Ariane 6 erleben. Wann genau der Start am europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana stattfinden wird, ist noch offen – ebenso wie die Frage, wie sich die Ariane 6 in den kommenden Jahren kommerziell im Vergleich zur Konkurrenz wie SpaceX positionieren wird.

Zuwachs bekommt die europäische Copernicus-Satellitenflotte zur Erdbeobachtung am 15. November. Dann wird eine SpaceX-Rakete Sentinel-6 in den Orbit hieven. Die Sonde soll u.a. die Meeresspiegel beobachten und somit genauere Daten zum klimabedingten Anstieg der Ozeane sammeln.

Navigationssysteme und Raumstation

Nach mehrfachen Verzögerungen soll 2020 das europäische Navigationssystem Galileo mit insgesamt 30 Satelliten in Vollbetrieb gehen. Zwei Galileo-Satelliten sollen Ende des Jahres in ihre Umlaufbahnen geschickt werden. Ebenfalls komplettiert wird im kommenden Jahr das chinesische Galileo-Pendant BeiDou mit dann insgesamt 35 Satelliten zur Geopositionierung. Laufen die Aktivitäten mit der neuen chinesischen Schwerlastrakete Langer Marsch 5B erfolgreich, wird im Laufe des Jahres auch der Transport des Kernmoduls der chinesischen Raumstation Tianhe 1 angepeilt.

Mit Proben im Gepäck soll dann gegen Ende des Jahres die japanische Raumsonde Hayabusa 2 nach ihrer Mission zum Asteroiden Ryugu zur Erde zurückkehren. Im Juli wird sich die US-Sonde Osiris Rex dem Asteroiden Bennu auf nur wenige Meter nähern und dabei Proben im Umfang von 60 bis 2.000 Gramm aufsaugen, die 2023 wieder zur Erde gelangen sollen.

Mondumrundung

Nachdem der Mond 2019 anlässlich des 50. Jahrestags der ersten Mondlandung im Fokus stand, gibt es 2020 nur eine Mission zum Erdtrabanten: Die Nasa plant im Rahmen der Artemis 1-Mission im November mit dem unbemannten Orion-Raumschiff den Erdtrabanten zu umrunden und damit dann wieder auf der Erde zu landen. 2020 jährt sich ein weiteres Apollo-Ereignis mit fast katastrophalem Ausgang: Das Schicksal von Apollo 13 hielt im April 1970 die Welt in Atem. Nach der Explosion eines Flüssigsauerstoff-Tanks rund 320.000 Kilometer von der Erde entfernt standen die Chance für eine sichere Rückkehr der dreiköpfigen Crew schlecht. Wie man es am 17. April 1970 mit viel Improvisation und Glück doch noch wohlbehalten zurück zur Erde schaffte, wurde 1995 starbesetzt verfilmt.

Nicht abheben, aber trotzdem einschlägig forschen wird das Österreichische Weltraum Forum (ÖWF) im Rahmen seiner mittlerweile 13. Mars Analog-Mission. Bei dem Vorhaben unter dem Titel Amadee-20 wird im Oktober und November 2020 ein internationales Team von Forschern und Analog-Astronauten in der israelischen Negev-Wüste Experimente durchführen und dabei Abläufe künftiger Mars-Missionen üben. (red, APA, 25.12.2019)