Cerberus sieht sich derzeit scharfer Kritik zahlreicher "Lifetime"-Nutzer ausgesetzt.

Foto: Cerberus

Eigentlich, so müsste man annehmen, sollte ziemlich klar sein, was eine "Lifetime"-Lizenz ist. Nach diesem Modell verkaufen Hersteller üblicherweise zeitlich unbegrenzten Zugang zu ihren Diensten für eine einmalige Zahlung. Die Bedeutung des Wortes "Lebenszeit" scheint sich allerdings bei den Entwicklern der Anti-Diebstahl-App Cerberus nicht durchgesetzt zu haben.

Denn, so dokumentiert Android Police, zahlreiche Nutzer sehen sich plötzlich mit einem Ablaufdatum für ihre Lizenz konfrontiert. Auf die Kritik reagiert das Unternehmen mit einer eher eigenwilligen Begründung und dem Löschen von Einträgen in seinem Supportforum.

"Lifetime"-Lizenzen plötzlich mit Ablaufdatum

Im Jahr 2011 war die App im damaligen Android Market (heute Google Play) veröffentlicht worden. Sie ermöglichte etwa das Abrufen der Positionsdaten des eigenen Handys und Fernlöschung von Inhalten über ein eigenes Online-Dashboard. Funktionen, die mittlerweile von Google selbst über den Gerätemanager abgedeckt werden. Die Features der App sorgten immer wieder (und auch aktuell) dafür, dass sie vom Play Store ausgeschlossen wurde.

Für den Betrag von drei Dollar hatte man seitdem eine Lifetime-Lizenz angeboten. Das Wording im Market-Eintrag der App war klar: "Keine Monats- oder Jahresgebühren, nur eine Einmalzahlung." Weder im Angebot selbst, noch innerhalb der App war jemals ein Ablaufdatum genannt worden. Das allerdings hat sich in den letzten Wochen geändert, als Nutzerbeschwerden über ein Ende der Lizenz in wenigen Tagen auftauchten.

Zuerst schien es, als seien nur Langzeituser betroffen, die schon seit dem Start der App an Bord waren. Mittlerweile sind auch Fälle dokumentiert, in denen Nutzer betroffen sind, die erst 2016 eine Lizenz gekauft haben.

Wiederholungstäter

Damit widerspricht das Unternehmen auch der eigenen Auskunft, die man verwunderten Usern per E-Mail gegeben hat. Zuerst hatte man erklärt, dass die "Lifetime"-Lizenzen schon zur Ausstellung mit acht Jahren befristet worden waren. Der Grund: "Wir dachten nicht, dass es Cerberus so lange geben würde."

Ebenfalls stellte sich heraus, dass man nicht zum ersten Mal problematisch mit angeblichen Dauerlizenzen umgeht. 2014 verschenkte man anlässlich einer Aktion zum dreijährigen Geburtstag derartige Lizenzen, nur um Kunden 2015 darüber zu informieren, dass diese nach drei Jahren – also 2017 – ablaufen würden.

2018 gliederte man mehrere Schutzfunktionen in eine separate App namens Persona aus. Diese war für Lifetime-Kunden nur bis März 2019 verfügbar, anschließend nur noch für Nutzer, die sich für das mittlerweile eingeführte Abomodell entschieden hatten. Damals betonte man allerdings noch, dass man die Dauerlizenzen für den Basisdienst "natürlich weiterhin erfüllen" werde.

Kritik an Lizenzende wird gelöscht

Die betroffenen User sind freilich wenig begeistert über das Vorgehen der Entwickler. Neben Mails an den Support hagelte es auch schon in den auf Google Groups gepflegten Firmenforen Kritik. Dieser stellten sich die Cerberus-Macher allerdings nicht. Mehrere Einträge wurden mittlerweile gelöscht.

Dass sich der Umstieg auf eine Abomodell auch anders lösen lässt, zeigt hingegen das Beispiel des Cloud-Passwortmanagers Enpass. Auch dort stellte man von einer Pro-Version gegen Einmalzahlung auf monatliche Gebühren um, was zuerst für Unklarheiten sorgte. Statt jedoch die Käufer der Premiumausgabe zu verprellen, erhielten diese kostenlos eine Dauerlizenz. (gpi, 23.12.2019)