Der am 11. Oktober 1925 in Italien geborene Bildhauer, der im Zweiten Weltkrieg nach Österreich kam und sich 1965 in Winden im Burgenland niedergelassen hat, galt als einer der prägenden Vertreter seiner Zunft.

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Seine Schaffensperiode umfasse mehr als sieben Jahrzehnte, seine Werke finden sich an öffentlichen Plätzen sowie in Museen und Galerien rund um den Erdball. Der gebürtige Italiener und Wahlburgenländer Wander Bertoni galt als einer der wichtigsten Vertreter der Bildhauerei in Österreich. Montagfrüh ist der Künstler im Alter von 94 Jahren verstorben.

Bertoni kam im Zweiten Weltkrieg nach Österreich und ließ sich 1965 in Winden im Burgenland nieder. Dort wird der "Grandseigneur der österreichischen Bildhauerei nach 1945" nun auch Anfang des kommenden Jahres inmitten seiner ausgestellten Kunstwerke zur letzten Ruhe gebettet, wie das Freilichtmuseum Wander Bertoni am Montag mitteilte.

Geboren wurde Bertoni am 11. Oktober 1925 in Codisetto (Provinz Reggio Emilia). Während der Kriegsjahre kam der ausgebildete Feinmechaniker 1943 als italienischer Zwangsarbeiter nach Wien, wo sich seine künstlerische Begabung zeigte. Bertoni widmete sich der Bildhauerei und absolvierte die Meisterklasse von Fritz Wotruba an der Akademie der bildenden Künste. Nach Kriegsende wurde er in Wien 1946 zum Gründungsmitglied des "Art Club", in dem sich Künstler aller Stilrichtungen zusammenfanden.

15 Jahre lang Restaurator

Um sich seinen Lebensunterhalt zu finanzieren, betätigte Bertoni sich 15 Jahre lang als Restaurator und arbeite unter anderem in der Oper, im Burgtheater und im Belvedere. 1951 war ihm in der Secession zum ersten Mal eine Personalausstellung gewidmet, im selben Jahr bezog er sein erstes Atelier in Wien. Bertoni beteiligte sich an Ausstellungen im In- und Ausland und erhielt zahlreiche Preise.

Unter den Auszeichnungen, mit denen der Künstler bedacht wurde, sind der Bildhauerpreis der Biennale Sao Paulo, die 1986 verliehene Ehrenmedaille der Stadt Wien in Gold und das Große Ehrenzeichen des Landes Burgenland (1991). 1999 zeichnete die Republik Italien den Bildhauer mit dem Orden "Cavaliere d'Italia" aus. 2005 erhielt Bertoni die Ehrenmitgliedschaft der Universität für Angewandte Kunst, 2009 verlieh ihm die damalige Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ) das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst Erster Klasse.

Zu den Werken Bertonis gehört eine große Zahl von Auftragsarbeiten, die sich an öffentlichen Plätzen und vor Gebäuden finden. Dazu zählen mehrere Arbeiten für den Architekten Roland Rainer, wie die Stahlplastik "Bewegung" vor der Wiener Stadthalle. Zu den sakralen Werken des Künstlers gehören Altar und Ambo der barocken Stiftskirche in Herzogenburg sowie ein Volksaltar der Kirche in Winden am See.

Freilichtmuseum im Burgenland

In der nordburgenländischen Gemeinde fand Bertoni ab 1965 auch eine dauerhafte Bleibe. Nachdem im Atelier in Grinzing der Platz zur Neige ging, erwarb der Bildhauer in Winden die Gritsch-Mühle, die er selbst restaurierte. In den vergangenen Jahrzehnten entstanden neben dem Atelier des Künstlers auch Schauräume und ein Ausstellungspavillon. Auf dem etwa sechs Hektar großen Gelände legte Bertoni ein Freilichtmuseum mit einem für die Öffentlichkeit zugänglichen Skulpturenpark an, in dem sich viele Großplastiken des Künstlers befinden.

Von 1965 bis zu seiner Emeritierung 1994 leitete er die Meisterklasse für Bildhauerei an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien. Seinem Credo – "Kunst ist eine Charaktersache. Durch Willen, Charakter und Beständigkeit kann man erreichen, was man will" – ist er bis zum Tod treugeblieben. Bei der Verleihung des Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst beschrieb Architekt Friedrich Kurrent die Konstante im künstlerischen Lebensweg des Bildhauers: "Er arbeitet mit geregeltem Tagesablauf, wie ein Bauer."

Schenkung an Albertina

In seiner Wahlheimat Winden erfüllte sich Bertoni zu seinem 85. Geburtstag im Jahr 2010 einen langgehegten Wunsch: Der leidenschaftliche Sammler von Eiern, die er seit Jahrzehnten aus allen Regionen der Erde zusammengetragen hat, ließ sich sein eigenes "Eiermuseum" bauen. In dem mittlerweile preisgekrönten Bauwerk der Architekten Ulrike Schartner und Alexander Hagner vom Wiener Büro gaupenraub zeigte mehr als 3.000 seiner Sammlerstücke.

Erst im Mai dieses Jahres widmeten sich die "Galerie bei der Albertina – Zetter" und die "galerie artziwna" in einer Doppelausstellung unter dem Titel "Wander Bertoni. Skulpturen" dem prägenden heimischen Künstler. Groß gefeiert wurde Bertoni auch am 7. Mai in der Albertina: Anlass war eine Schenkung des Künstlers. Bertoni übergab dem Museum seine 1954 entstandene polierte Bronzeskulptur "Das Rhythmische B" aus der Werkgruppe "Das Imaginäre Alphabet". Albertina-Direktor Klaus-Albrecht Schröder würdigte den heute verstorbenen Künstler zu diesem Anlass als "einen der großen österreichischen Bildhauer".(APA, 23.12.2019)