Wissenschaftler und Aktivisten kritisieren den westlichen Lebensstil, Güter und Urlaubsziele wie Statussymbole zu sammeln, und dabei richtig viel Mist zu machen.

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Und? Was wird es heute unterm Weihnachtsbaum geben? Socken, Pullis, Bücher, Kleider-gutscheine, eine neue Spielkonsole? Eine Drohne? Wird das Richtige dabei sein? Oder nur das, von dem Ihre Lieben glauben, dass es schon irgendwie passen wird?

Verstehen Sie das doch: Man hat ja heutzutage nicht mehr so viel Zeit, sich Gedanken zu machen. Pflichtschuldigst müssen Sie dann ein "Nett von dir" und "Wäre ja nicht nötig gewesen" von sich geben, meinen aber eher, das sich die anderen mehr hätten einfallen lassen können. Aber seien Sie froh: Viele Menschen haben nicht einmal jemanden, der sich Ausreden für das falsche Geschenk ausdenkt, sie sind einsam und vielleicht auch finanziell gesehen sehr arm. Sie dagegen dürfen mehr Zeug ansammeln – und mehr Mist machen: Etwa 20 Prozent zusätzlicher Müll fällt laut der Abfallwirtschaft zu Weihnachten an. Wiederverwertbares ist hierzulande noch nicht wirklich in die weihnachtliche Feier gedrungen.

Immer diese Langweiler vom STANDARD, die in Sachen Umweltschutz mit der Moralkeule kommen! Sie trennen doch ohnehin brav Papier vom Restmüll, auch zu Weihnachten, versuchen Plastik zu vermeiden. Diese Statistik hat doch wenig zu bedeuten, ist ein Ausreißer, oder? Dazu passt vielleicht eine erst kürzlich veröffentlichte Studie von Forschern der Universität Graz, die einmal mehr nachweist, dass es gleich sieben Tage nach Weihnachten mit dem Mistmachen fröhlich weitergeht: Die Chemiker haben gezeigt, dass die Metallkonzentration in der Luft nach den Silvesterfeuerwerken deutlich über den Normalwerten liegt, als Feinstaub könne er in die kleinsten Lungenverästelungen vordringen. Das Zeug, das Sie in die Luft jagen, kann also Ihre Gesundheit gefährden.

Was darf man denn noch tun an den Feiertagen, wenn einem das Beschenktwerden und Raketenabschießen derart verleidet wird? Wie so oft passt auch hier ein Zitat des Physikers Albert Einstein: "Ein Leben, das vor allem auf die Erfüllung persönlicher Bedürfnisse ausgerichtet ist, führt früher oder später zu bitterer Enttäuschung."

Vielleicht geht es darum, die Welt nicht mehr nur in der eigenen Blase wahrzunehmen und den Horizont der eigenen Wahrnehmungen zu erweitern. Oder um Einsteins Satz weiterzudenken: Wahrnehmen, wie es anderen geht, bringt für einen selbst mehr Aufmerksamkeit. Das wäre einmal ein nachhaltiges Weihnachtsgeschenk.

Was damit gemeint ist? Es ist nicht nur zu warm in vielen Regionen Mitteleuropas, es ist an vielen Orten der Welt zu heiß: In Australien herrschen derzeit Temperaturen von deutlich über 40 Grad Celsius, bei anhaltender Dürre aufgrund des Klimawandels werden durch Buschfeuer große Landstriche zerstört. Es gibt Todesopfer. Dabei brennt nicht nur Australien, jenes Land, das so wie die USA, Japan und Brasilien Klimaschutzmaßnahmen bremst. Es ist unser Planet, der hier ein großes Problem hat.

Nicht nur Aktivisten, auch Wissenschafter weisen seit Jahren darauf hin, wie die Faktoren zusammenhängen, die die Klimakrise zumindest indirekt verursachen. Sie analysieren auch die Rolle, die die westliche Gesellschaft dabei spielt. Und sie kritisieren unseren Lebensstil und unsere Leidenschaft, Güter und Urlaubsziele wie Statussymbole zu sammeln, und dabei richtig viel Mist zu machen – ob zu Weihnachten oder an anderen Tagen. (Peter Illetschko, 23.12.2019)