Die Situation in Idlib im Norden Syriens ist verheerend.

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Idlib – Bei russischen Luftangriffen im Nordwesten Syriens sind am Dienstag nach Angaben von Aktivisten mindestens acht Zivilisten getötet worden. Unter den Todesopfern in der Provinz Idlib seien fünf Kinder, teilte die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Den Aktivisten zufolge erfolgten die Luftangriffe im Dorf Jubass nahe der Ortschaft Saraqeb. Die Menschen hatten demnach Zuflucht in einer Schule gesucht.

Die Situation in Idlib spitzte sich zuletzt zu. Am Montag eroberten syrische Regierungstruppen nach Angaben der Beobachtungsstelle mehrere Städte und Dörfer der strategisch wichtigen Stadt Maaret al-Numan. Später umzingelten die von Russland unterstützten Truppen des syrischen Machthabers Bashar al-Assad demnach einen türkischen Posten in Al-Surman.

Die Provinz Idlib sowie Teile der angrenzenden Provinzen Hama, Aleppo und Latakia werden von dem früheren Al-Kaida-Ableger HTS und anderen islamistischen Milizen kontrolliert. Assad ist entschlossen, die Region wieder unter seine Kontrolle zu bringen.

Neue Offensive startete im April

Im September 2018 wurde zwar auch eine Waffenruhe vereinbart, im April begann die Regierung jedoch eine neue Offensive in Idlib. Seither wurden bereits rund tausend Zivilisten getötet und mehr als 400.000 weitere in die Flucht getrieben.

Die oppositionsnahe Beobachtungsstelle mit Sitz in Großbritannien bezieht ihre Informationen von Aktivisten vor Ort. Für Medien sind die Angaben meist kaum zu überprüfen.

UN warnen vor Flüchtlingswelle

UN-Generalsekretär Antonio Guterres hat mit Blick auf Flüchtlinge zum sofortigen Stopp der Kämpfe in der syrischen Rebellenprovinz Idlib aufgerufen. "Der Generalsekretär erinnert alle Parteien an die Pflicht, Zivilisten zu schützen", erklärte UN-Sprecher Stephane Dujarric am Dienstag. Zehntausende Menschen sollen vor den Kämpfen in Richtung türkischer Grenze fliehen.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan lehnt die Aufnahme weiterer Flüchtlinge ab, da sein Land bereits 3,7 Millionen Vertriebene aus Syrien aufgenommen und keine weiteren Kapazitäten habe. Am Montag war eine türkische Delegation nach Russland geflogen, um über die Lage zu verhandeln.

Russland unterstützt Assad

Russland unterstützt die Angriffe der Armee des syrischen Präsidenten Bashar al Assad auf die Rebellenhochburg. Die Türkei hat sich dagegen mit bestimmten Rebellengruppen in Idlib verbündet und will zudem einen Sicherheitskorridor auf syrischen Gebiet einrichten, in dem die in der Türkei lebenden Flüchtlinge angesiedelt werden sollen. Über die Ergebnisse der russisch-türkischen Gespräche wurde zunächst nichts bekannt.

Die Zahl der syrischen Flüchtlinge aus Idlib auf dem Weg in die Türkei ist der türkischen Hilfsorganisation IHH zufolge auf 120.000 angewachsen. Der "Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte" zufolge sind seit Donnerstag 40.000 auf der Flucht. (APA, 24.12.2019)