Auch die Tänzerinnen der Pariser Oper streiken.

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Streikende grillen im Hafen vom Marseille Würste.

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Linkspolitiker Jean-Luc Melenchon besuchte Eisenbahner auf dem Pariser Gare de Lyon.

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Paris – Das streikbedingte Chaos im öffentlichen Nahverkehr hat die Feiertagsstimmung zehntausender Franzosen getrübt. Am Heiligen Abend – dem 20. Protesttag gegen die geplante Pensionsreform – verkehrten nur 40 Prozent der TGV-Schnellzüge regelmäßig, wie die Bahngesellschaft SNCF am Dienstag mitteilte. In Paris fuhren nur die beiden automatisch betriebenen Linien im üblichen Takt.

Nach den Feiertagen sollen laut SNCF wieder etwas mehr TVG-Schnellzüge fahren, die Streiks gehen jedoch weiter. Im Nahverkehr waren nach SNCF-Angaben nur rund 20 Prozent der Züge im Einsatz. Ab Dienstagnachmittag werde der Nahverkehr von Paris in die Vorstädte komplett eingestellt, erklärte die Verkehrsgesellschaft.

Zehntausende Franzosen, die die Feiertage mit ihren Familien verbringen wollten, saßen wegen ausfallender Züge fest. "Wir wissen nicht, was wir tun sollen", sagte der 66-jährige Joel Rossignon, der aus dem Osten Frankreichs in die Hauptstadt angereist war, um Weihnachten mit seinem außerhalb von Paris lebenden Sohn zu verbringen. "Wir haben versucht, ein Taxi vorzubestellen – schon gestern, aber es gab keine", fügte er hinzu.

Nach den Weihnachtstagen ist nach Angaben der SNCF leichte Besserung im Zugverkehr in Sicht. Am kommenden Wochenende sollen demnach sechs von zehn TGV-Schnellzügen fahren. Vergangenes Wochenende waren es nur fünf von zehn.

400 Millionen Einnahmeausfall

Die Streiks machen sich nach Angaben der SNCF auch deutlich bei den Einnahmen der Verkehrsgesellschaft bemerkbar. Der Einnahmeausfall belaufe sich mittlerweile auf 400 Millionen Euro, sagte SNCF-Chef Jean-Pierre Farandou der Zeitung "Le Monde".

Zwar unterstützt ein Großteil der Franzosen den Streik der Gewerkschaften weiter, doch die Zustimmung sank zuletzt um drei Prozentpunkte auf 51 Prozent, wie eine Umfrage des Instituts Ifop vom Sonntag ergab.

Der 27-jährige Chemiker Juno Dormevil sagte, er habe Verständnis für die Streiks in einigen Sektoren, etwa in der Pflege, "jedoch nicht für die Eisenbahner". Die Belastung durch den Streik bezeichnete er als einen "täglichen Kampf". Für seinen Arbeitsweg brauche er inzwischen drei Stunden statt einer. "Ich habe keine anderen Transportmittel", fügte er hinzu.

Gewerkschaften bleiben hart

Doch nach dem Scheitern der Verhandlungen in der vergangene Woche kündigten die Gewerkschaften eine Fortsetzung der Proteste auch über die Feiertage hinweg an. Es gebe "keinen Grund", den Streik "plötzlich" einzustellen, sagte der Generalsekretär der Eisenbahnergewerkschaft CGT, Laurent Brun, der kommunistischen Zeitung "L'Humanité".

Die Rentenreform ist ein zentrales Reformversprechen von Präsident Emmanuel Macron. Er will das komplizierte System mit 42 verschiedenen Regelungen vereinheitlichen und das Milliarden-Defizit der Rentenkassen abbauen. Besonders umstritten ist die faktische Anhebung des Eintrittsalters von derzeit 62 auf künftig 64 Jahre.

Die Verhandlungen mit den Gewerkschaften sollen am 7. Jänner fortgesetzt werden, wie das Büro von Premierminister Edouard Philippe am Montag mitteilte. (APA, AFP, 24.12.2019)