Die IT-Welt hat einen ihrer Gründerväter verloren. Wie kürzlich bekannt wurde, ist Chuck Peddle am 15. Dezember im Alter von 82 Jahren verstorben. Er war der Schöpfer des MOS-6502-Chips, der zur Grundlage für die ersten leistbaren Heimcomputer wurde.

Charles "Chuck" Ingerham Peddle wurde am 25. November 1937 in Bangor im US-Bundesstaat Maine geboren. Schon zu seiner Schulzeit war er interessiert an moderner Technik und arbeitete für einen Radiosender. Mit 18 schloss er sich dem Marine Corps an und erwarb später den Bachelor-Titel für Technische Physik an der University of Maine.

Zuerst arbeitete er bei General Electric, ehe es ihn 1973 zu Motorola verschlug, das am jungen Computermarkt eine Größe im Bereich der Prozessoren war. Dort war er an der Entwicklung der 6800er-Chipreihe beteiligt, die ebenfalls in zahlreichen Rechnern verwendet werden sollte.

Chuck Peddle in einem Interview mit dem Computer History Museum.
Computer History Museum

Von Motorola zu MOS

Dabei allerdings fand er auch eine Möglichkeit, einen weniger leistungsfähigen, gleichzeitig aber auch erheblich billigeren Chip zu entwickeln. Diesen hätte man seiner Ansicht nach neben dem 6800 verkaufen können. Seine Idee stieß bei Motorola jedoch auf Widerstand, weswegen Peddle zum Konkurrenten MOS Technology wechselte und dort schließlich die 6500er-Chips entwarf. Ihr berühmtester Abkömmling sollte der MOS 6502 werden, der mit 25 Dollar nicht einmal ein Zehntel von Motorolas Prozessor kostete und auch Intels damaligen 8080-Prozessor im Preis massiv unterbot.

Die Computerhersteller schlugen zu und nahmen den Chip und seine darauf folgenden Iterationen als Basis für die ersten Heimcomputer, die auch für Privatnutzer leistbar waren. Dazu zählen etwa der Apple I, Apple II, der Atari 800, der Commodore VC-20, der C64 und auch die Nintendo NES-Konsole – einige der beliebtesten Systeme der damaligen Zeit. Commodore hatte das Potenzial erkannt und MOS schon 1976 geschluckt.

Um Peddles Chip wurde allerdings auch seitens Motorola prozessiert. Weil eine der Varianten, der 6501, pinkompatibel zum Motorola 6800 war, zog der Ex-Arbeitgeber des Technikers vor Gericht. Schließlich verzichtete nach einer teuren Auseinandersetzung darauf, den 6501 weiter anzubieten.

Kein Erfolg mit eigener Firma

Peddles Karriere bei MOS endete schon vor dem Marktstart des C64 im Jahr 1982. Er hatte 1980 Sirius Systems Technology gegründet und versuchte sich selbst als Computerhersteller. Hier war ihm, auch aufgrund der starken Konkurrenz und der wachsenden Beliebtheit von IBM-PCs, kein Erfolg bescheiden.

Der Sirius-1-Rechner (auch als Victor 9000 verkauft) war zwar technisch vielen Konkurrenten überlegen und in manchen europäischen Ländern sehr erfolgreich, fand aber nur wenig Absatz in den USA. Die Firma musste 1983 Insolvenz anmelden. Seine spätere Karriere führte Peddle zum Computerhersteller Tandon und zur indischen Firma Celetron.

Nach Angaben seiner Lebensgefährtin starb Peddle an den Folgen von Bauchspeicheldrüsenkrebs. Er war zweimal verheiratet und hinterlässt aus diesen Beziehungen drei Söhne und drei Töchter. (gpi, 26.12.2019)