Frankreich ist mit etwa 4.500 Soldaten in Nord- und Westafrika präsent. Paris ist aber auch in vielen Bereichen von der Kooperation mit den USA abhängig.

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Die Zahl der Terroranschläge steigt, jene der Toten nimmt immer entsetzlichere Ausmaße an. Auch Zivilistinnen und Zivilisten werden in der Sahel-Zone immer öfter zum Ziel terroristischer Angriffe, zuletzt brachten mutmaßlich islamistische Angreifer im Norden von Burkina Faso am Dienstag 35 Menschen um, 31 von ihnen Frauen. Auch 70 Angreifer wurden getötet. Fast gleichzeitig wurden dennoch Pläne der USA bekannt, die derzeit rund 7.000 in Nord- und Westafrika stationierten Mitglieder der US-Armee aus Afrika abzuziehen. Das, berichtete die "New York Times" ebenfalls über Weihnachten, sei jedenfalls der Plan von US-Präsident Donald Trump für das kommende Wahljahr.

Das wäre ein harter Schlag nicht nur für die Sicherheitsvorhaben der Anrainerstaaten – neben Burkina Faso sind vor allem Mali, Niger, der Tschad und Mauretanien betroffen –, sondern auch für das seit 2014 in Westafrika stationierte französische Militär, das mit rund 4.500 Soldaten in der Region aktiv ist. Die von Paris geführte "Opération Barkhane", die infolge des Krieges in Mali 2014 gegründet und 2018 in die "Mission der G5" teilüberführt wurde, läuft zwar gemeinsam mit den betroffenen Staaten, sie ist aber zu einem nicht unmaßgeblichen Teil von der US-Kooperation abhängig.

Grenzüberschreitungen

Die Erfolge lassen nach einem anfänglichen Zurückdrängen der diversen radikalislamistischen Gruppen in der Region ohnehin auf sich warten. Auch der UN-Mission Minusma in Mali, an der neben rund 50 anderen Staaten auch Österreich beteiligt ist, gelingt es immer weniger, die Gewalt in Zaum zu halten, die sowohl islamistisch als auch durch die einträglichen Schmugglerrouten in der Region motiviert ist. Frankreich hatte Ende November den schlimmsten militärischen Verlust seit 36 Jahren erlitten, als 13 Soldaten beim Absturz eines Helikopters starben. Damals war allerdings nicht Fremdverschulden, sondern ein technisches Gebrechen Ursache der Katastrophe.

Dass die Netzwerke der Radikalen grenzüberschreitend agieren, stellt ihre Gegner noch immer vor Probleme. Zuletzt waren bei einem Angriff bewaffneter Gruppen in Niger am 10. Dezember 71 Soldaten getötet worden, Attacken gab es allein im Dezember aber auch in Mali – und nun eben in Burkina Faso. Demgegenüber läuft die Abstimmung der jeweiligen staatlichen Truppen noch immer nicht glatt. Ende November hatte etwa Burkina Faso offiziell Beschwerde beim Nachbarstaat Mali eingereicht, weil dessen Soldaten bei der Verfolgung mutmaßlicher Islamisten die Staatsgrenze überschritten hatten. Genau das ist zwar nach den Regeln der G5-Sahel-Gruppe ohnehin erlaubt, allerdings nicht ohne vorherige Genehmigung. Diese einzuholen scheitert aber sehr oft an den bürokratischen Hürden. Sie abzubauen ist paktiert – bleibt aber ein Fernziel. (Manuel Escher, 27.12.2019)