Menschen flüchten aus der Provinz Idlib.

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Und plötzlich hängen zwei Kriege in arabischen Staaten zusammen, zwischen denen das Mittelmeer liegt: In Syrien unterstützt Russland die Offensive des Assad-Regimes in der Provinz Idlib gegen türkeifreundliche Kräfte. Und in Libyen verdichten sich die Anzeichen, dass Ankara der Regierung in Tripolis mit türkischen Truppen zu Hilfe eilen könnte: gegen den Angreifer aus Ostlibyen, Khalifa Haftar, der unter anderem von Russland unterstützt wird, zuletzt auch mit russischen Söldnern.

Über Weihnachten haben Ankara und Moskau versucht, einen Kompromiss zu finden beziehungsweise jenen zu retten, der im Herbst 2018 eine Idlib-Offensive verhinderte. Wenn nun der türkische Präsident Tayyip Erdoğan verkündet, dass er dem libyschen Hilfsansuchen Folge leisten wird, dann ist das eine schlechte Nachricht für die Menschen in Idlib. Die Angriffe – und das Flüchten und Sterben – werden weitergehen. Und die Türkei benützt ein anderes Schlachtfeld, Libyen, um Macht zu projizieren.

Die möglichen, für die Region verheerenden Folgen lassen sich noch nicht absehen: So wird Kairo kaum passiv zusehen, wie der verhasste Erdoğan im Nachbarland interveniert. Auch aus der ägyptischen Unterstützung könnte ein aktives Eingreifen, auf der Gegenseite, werden. Das wiederum wird den algerischen Militärs – die allerdings nach dem Tod von Armeechef Ahmed Gaïd Salah mit sich selbst beschäftigt sind – gar nicht gefallen. Und so weiter. (Gudrun Harrer, 26.12.2019)